Marcus Tullius Cicero

von Tobias Helmboldt (Grundkurs Latein 12, 2005/2006)

 

curriculum vitae

 

Zeit (v. Chr.)

Werke (in Auswahl)

Geburt in Arpinum

03.01.106

80

Pro Sexto Roscio Amerino

(erste große Gerichtsrede (Mordprozess) unter der Diktatur Sullas )

Bildungsreise nach Griechenland

79-77

Quaestor auf Sizilien

(Beginn des cursus honorum. Cicero erreichte alle Ämter suo anno.)

75

Prozess gegen Verres

70

In Verrem

curulischer Aedil

69

Prätor

66

Pro lege Manilia

(erste Staatsrede für den Oberbefehl des Pompeius im Krieg gegen Mithridates)

Konsul; Niederschlagung der Catilinarischen Verschwörung Cicero wird als pater patriae gefeiert.

63

In Catilinam

Exil in Dyrrhachion und Thessalonike

58-57

Erzwungene politische Untätigkeit

55-51

Erste Phase philosophischer Schriftstellerei: De oratore; De re publica; De legibus

Prokonsul in Kilikien

51

Beginn des Bürgerkrieges

(Caesar gegen Pompeius)

Cicero entscheidet sich für Pompeius

49

Rückkehr nach Rom und Begnadigung durch Caesar

47

Tod der Tochter Tullia

45-44

Zweite Phase philosophischer Schriftstellerei:

Consolatio ad se ipsum; Hortensius; De finibus bonorum et malorum; Tusculanae disputationes; De natura deorum; Cato maior de senectute; De fato; De officiis; Laelius de amicitia

Nach der Ermordung Caesars setzt sich Cicero politisch für Octavian, den späteren Augustus ein.

44-43

orationes Philippicae

Ermordung Ciceros

07.12.43


 

Die Politische Laufbahn Ciceros

 

Cicero wurde am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum geboren und starb am 7. Dezember 43 v. Chr. In seinem Leben erreichte er alle Ämter des cursus honorum suo anno. Cicero wurde im Jahre 75 v. Chr. Quaestor auf Sizilien. Dort hatte er sich durch seine Redlichkeit im Amt Respekt erworben. Dann legte er im Jahre 70 v. Chr. den ersten Baustein für seine politische Kariere. Er vertrat die Sizilianer in einem Prozess, den sie gegen den Stadthalter Gaius Verres wegen Erpressung angezettelt hatten. Er gewann den Prozess gegen Verres, der schon vor Ende des Prozesses aus Italien geflohen war, und verdrängte so den alten ersten Redner Roms, Q. Hortensius Hortalus, von seinem Posten. Hortalus, der frühere erste Redner Roms, war nämlich in diesem Prozess der Verteidiger des Verres gewesen und war durch die Niederlage gegen Cicero in der Bedeutung hinter diesem zurückgefallen.

69 v. Chr. wurde Cicero schließlich zum „curulischem Aedil“ gewählt. Danach wurde Cicero im Jahre 66 v. Chr. Praetor und Vorsitzender des Gerichtshofes gegen Erpressung. Mit diesem Amt hatte er sich schon befasst, als er noch Advokat war und wusste daher, was er in seinem Amt als Praetor zu tun hatte. 63 v. Chr. wurde Cicero dann Konsul. Dies war für ihn die größte Auszeichnung. Während seines Konsulats verhinderte er mit anderen zusammen die Verschwörung Catilinas. Er hatte von einem Komplizen Catilinas einen Tipp bekommen und konnte so mithelfen, diese Bewegung im Keim zu ersticken. Dies gelang im dann auch. Ab dem Jahre 60 v. Chr. hatte Cicero immer weniger politischen Einfluss. Dies freute seine Gegner, am meisten den Volkstribun Clodius Pulcher, der zusammen mit anderen Gegnern Ciceros bewirkte, dass Cicero aufgrund eines neuen Gesetzes im Jahre 58 v. Chr. aus Rom verbannt wurde. Aus dieser Verbannung kehrte Cicero ein Jahr später zurück, erlangte seine frühere Stellung allerdings nie wieder. Er gehörte zwar immer noch der Nobilität an, hatte aber keinen Einfluss mehr und widmete sich fortan dem Schreiben. Nachdem er 51 v. Chr. Statthalter von Kilikien gewesen war, kehrte Cicero 50 v. Chr. nach Rom zurück und fand sich in einem Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius wieder. Er schloss sich den Anhängern des Pompeius an und wurde 47 v. Chr., nachdem Pompeius 48 v. Chr. getötet worden war, von Caesar begnadigt.

 

 

Cicero nach dem Tod Caesars

 

Cicero kam am 31. August 44 v. Chr. wieder nach Rom, das er nach dem Tod des Caesar verlassen hatte. Cicero schrieb in den Jahren 44 und 43 v. Chr. insgesamt 14 Reden. Es gibt allerdings Überlieferungen, die als Bruchstücke einer 16. Rede gehandelt werden. Diese Reden sind unter dem Namen philippische Reden bekannt. Cicero hatte erst gar nicht vor, die Reden philippische Reden zu nennen. Deswegen hat auch erst die dritte Rede einen  ähnlichen Aufbau wie die Reden von Demosthenes, die dieser gegen Philipp von Makedonien hielt. Darin kritisierte Demosthenes Philipp scharf. Philippische Reden wurden von da an ein feststehender Begriff für Kampfreden. Daher kommt auch der Ausdruck „Eine Phlippika halten“, das heißt eine Kampfrede oder Streitrede halten. Cicero hatte seine Reden einmal scherzhaft als philippische Reden bezeichnet und dieser Name wurde dann von Marcus Brutus aufgegriffen und seitdem heißen die Reden philippische Reden. Er fing nach dem Tod von Caesar mit der ersten Rede an, welche er am 2. September 44 v. Chr. vor dem Senat hielt. Alle Reden sind gegen Antonius gerichtet. Cicero stellte in seinen Reden Antonius als eine Bedrohung für das römische Volk dar. Durch diese Reden wollte Cicero die Zustände im Staat wiederherstellen und die römische Republik retten. Er versuchte, sie gegen Antonius zu verteidigen, der nach dem Tod Caesars eine führende Stellung übernehmen wollte. Antonius kämpfte zusammen mit Octavian (dem späteren Kaiser Augustus) um die Vorherrschaft. Das war der Grund dafür, dass Cicero die philippischen Reden hielt. Antonius hielt nach der ersten philippischen Rede eine Gegenrede, um das Volk wieder auf seine Seite zu ziehen. Die philippischen Reden stellen eine bedeutende Phase im Leben Ciceros dar. Er war die letzte Führerpersönlichkeit, die die freie Republik Rom kannte. Während einer vorläufigen Aussöhnung zwischen Antonius und Octavian wurde Cicero auf die Proskriptionsliste gesetzt, er wurde sozusagen „vogelfrei“. Das erlaubte jedem, Cicero zu töten. Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde Cicero schließlich von Anhängern des Antonius auf seinem Gut bei Formiae gefasst und umgebracht.

 

 

Die philippischen Reden

Datum

 

gehalten vor

2. September 44 v. Chr.

1. philippische Rede

Senat

19. September 44.v. Chr.

Gegenrede des Antonius

 

bis 24. Oktober 44 v. Chr.

2. philippische Rede

unveröffentlicht /
als Flugblatt veröffentlicht

20. Dezember 44 v. Chr.

3. philippische Rede

Senat

20. Dezember 44 v. Chr.

4. philippische Rede

Volk

1. Januar 43 v. Chr.

5. philippische Rede

Senat

4. Januar 43 v. Chr.

6. philippische Rede

Volk

Mitte Januar 43 v. Chr.

7. philippische Rede

Senat

3. Februar 43 v. Chr.

8. philippische Rede

Senat

4. Februar 43 v. Chr.

9. philippische Rede

Senat

Mitte Februar 43 v. Chr.

10. philippische Rede

Senat

Ende Februar 43 v. Chr.

11. philippische Rede

Senat

Anfang März 43 v. Chr.

12. philippische Rede

Senat

20. März 43 v. Chr.

13. philippische Rede

Senat

21. April 43 v. Chr.

14. philippische Rede

Senat

 

Verfasser: Jonas Köhn
Klasse 9b (2006/07)


Rhetorik

Inhalt

1. Rhetorik im Allgemeinen

2. Definition der Rhetorik

3. Die fünf Arbeitsschritte der Rhetorik

a) inventio: das Auffinden der Gedanken

b) dispositio: das Anordnen der Gedanken

c) elocutio: die sprachliche Ausgestaltung

d) memoria: das Auswendiglernen der Rede

e) actio: der Vortrag der Rede

 


 

1. Rhetorik im Allgemeinen

Gegenstand der Rhetorik war in der Antike im allgemeinen Sinne die Kunst der (freien, öffentlichen) Rede. Aufgabe der Rhetorik war es, die Basis zu schaffen, auf der eine Gemeinschaft zwischen Redner und Zuhörer(n) entstehen konnte, damit der Redner den oder die Zuhörer dann von einer subjektiven Meinung überzeugen konnte.

Heutzutage bedeutet Rhetorik meistens Theorie und Praxis der Rede und des Gesprächs. Wissenschaftliche Arbeiten zur Rhetorik beschäftigen sich überwiegend mit dem Gespräch und mit Fragen zur Rede- und Gesprächspädagogik.

 

2. Definition der Rhetorik

Rhetorik ist ein zusammenfassender Begriff für die Theorie und Praxis der Fähigkeit, Menschen zu überzeugen. Dies kann in mündlicher, schriftlicher oder medialer Form (Film, Fernsehen, Internet) vorkommen. Rhetorik als wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich zum einen mit dem genauen Wortverlauf, zum anderen mit Körperhaltung und Gesten während der Rede (oder des Gesprächs). Diese sind wirkungsorientiert auf die Überzeugung des Adressaten (Gegenübers) ausgerichtet.

 

3. Die fünf Arbeitsschritte der Rhetorik

Die fünf Arbeitsschritte der Rhetorik bilden das wichtigste systematische Einteilungsprinzip der Rhetorik. Diese Arbeitsschritte bilden die Basis für jede menschliche Kommunikation.

 

a) inventio: das Auffinden der Gedanken

Zunächst einmal muss der Redner sich sein Thema und die Zuhörerschaft vergegenwärtigen. (Zum Beispiel: handelt es sich um eine Gerichtsrede, Politische Rede, Festrede.....) Er muss alle wirkungsvollen Argumente, Beweise und Materialien sammeln, die für ihn und seine Meinung sprechen.

 

b) dispositio: das Anordnen der Gedanken

Im zweiten Schritt muss der Autor seine Gedanken, Argumente, Beweise und Materialien gliedern. Ein wichtiges Kriterium dabei ist die Frage, welche Gliederung angemessen erscheint und welches Publikum angesprochen werden soll. Dabei wird meistens die folgende Einteilung verwendet:

1. Die Einleitung (exordium)
2. Die Darlegung des Sachverhalts (narratio)
3. Die Argumentation und Beweisführung (argumentatio)
4. Der Redeschluss (conclusio, peroratio)

 

c) elocutio: die sprachliche Ausgestaltung

Der dritte Schritt umfasst die sprachlich-stilistische Produktion der Rede. Dies beinhaltet Wortgebrauch, Satzfügung, Sprachrichtigkeit, Deutlichkeit, Angemessenheit an Inhalt und Zweck der Rede, Redeschmuck und Vermeidung alles Überflüssigen.

 

d) memoria: das Auswendiglernen der Rede

Im vierten Schritt prägt sich der Redner seine Rede ins Gedächtnis (memoria) ein. Dazu kann er unter anderem bildliche Vorstellungshilfen benutzen.

 

 

e) actio: der Vortrag der Rede

Zuletzt muss der Redner die Rede durch Vortrag (pronuntiatio), Mimik, Gestik und sogar Handlungen (actio) verwirklichen. Dazu entwickelte die Rhetorik eine ausgefeilte Sprechtechnik, Regeln zur körperlichen Beredsamkeit und zur Präsentation. Dieser letzte Schritt war später auch für Schauspieler- und Theatertheorien prägend.

 

 

Quellen: 

http://www.uni-tuebingen.de/uni/nas/definition/rhetorik.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorik

 

 

Verfasser: Lukas Krischak, Andreas Straetling
Klasse 9 b (2006/07)


Philippica IV - historische Einordnung

 

 

Als Caesar ermordet wurde, war Marcus Antonius Konsul und wollte die Chance, die Republik wieder herzustellen, zunichte machen. Er verhalf sich innerhalb weniger Monate selbst zu hohem Ansehen und beherrschte schon im Sommer 44 v. Chr. sowohl Rom als auch den Senat.

Dort sah Cicero seine Chance, die Pläne des Antonius zu behindern und selbst die Führungsrolle im Staat zu übernehmen, indem er öffentlich Reden gegen ihn führte. Auch hielt er engen Kontakt zu Brutus und Cassius, den Köpfen der Verschwörung gegen Caesar, wie aus den Briefen des Brutus an Cicero hervorgeht: „Ich habe deine beiden Reden gelesen. […] Ich weiß nicht, was … mehr Lob verdient, deine Gesinnung, oder dein Talent;“ (1. April 43 v. Chr.) Anstatt seine Reden, insgesamt 14 an der Zahl, „Reden gegen Antonius“ zu nennen, gab er ihnen den Namen „Philippische Reden“. Damit bezog er sich auf Athens größten Redner des vierten Jahrhundert v. Chr., Demosthenes, der seinerseits ebenfalls Reden gegen einen mächtigen und gefährlichen Tyrannen, nämlich Philipp II. von Makedonien, gehalten hatte. Diese Reden hatte er „Philippischen Reden“ getauft und so lehnte sich Cicero in seinem Kampf gegen Antonius an Demosthenes an, um zu beweisen, dass man den besten Leistungen der Griechen ebenbürtig sei.

In diesem Kampf bekam auch Octavian, Caesars Großneffe und rechtmäßiger Erbe, seinen Platz, da er sich mit den Mördern seines Onkels arrangierte, um Antonius zu stürzen. Das Bündnis zwischen den Republikanern und Octavian befriedigte beide Parteien, zum einen konnte Octavian nun eigenmächtig handeln und zum anderen, weil die Republikaner nun einen Armee besaßen. Zusammen gelang es ihnen, nachdem Cicero den Senat gegen Antonius aufgebracht und in ein Bündnis mit Ovtavian gedrängt hat, endlich im Frühling 43 v. Chr. Antonius bei der Belagerung des Brutus in Mutina zu stellen und sogar zu schlagen. Nach der Befreiung des Brutus sah es so aus, als hätten die Republikaner gesiegt, doch zeigte sich, dass Octavian nur aus taktischen Gründen ein Bündnis mit dem Senat eingegangen war und verhandelte nun mit Antonius. Gemeinsam mit dessen Bundesgenossen Lepidus gründeten sie ein Triumvirat, also eine von drei Männern geführte Militärdiktatur. Sie einigten sich darauf noch einige politische Gegner für ihren Widerstand büßen zu lassen, unter anderem den dem Antonius so verhassten Cicero. Die letzen republikanischen Truppen, die unter der Führung des Brutus und des Cassius standen, wurden dann im Herbst 42 v. Chr. ein für alle Mal geschlagen. So wurde die Hoffnung auf die Wiederherstellung der Republik endgültig beseitigt.

 

Cicero hat zu der Zeit viel öfter zu den Mengen gesprochen, als allgemein bekannt, was aber damit zu begründen ist, dass er nur die 14 Reden wertvoll genug zur schriftlichen Ausarbeitung fand. Allerdings wurde die zweite (und längste) Rede, ein heftiger Angriff gegen Antonius, nie gehalten und nicht veröffentlicht, solange Cicero lebte. Hinzuzufügen ist noch, dass ursprünglich eine größere Sammlung der ausgearbeiteten Philippiken zu existiert haben scheint, da Arusianus Messius (viertes Jahrhundert n. Chr.) auch von einer 16. und 17. Philippika zu erzählen wusste.

 

Quellen:

Antike und Gegenwart; Cicero Philippika, bearbeitet von Klaus Mühl, Bamberg 1998, 15 ff.

Marcus Tullius Cicero: Sämtliche Reden, eingeleitet übersetzt und erläutert von  Manfred Fuhrmann,  Bd. VII, München 1982, 81 ff.

Verfasserin: Lisa Schadt, 9b (2006/2007)


Philippica IV - Marcus Antonius

 

 

 


 

De re publica - Die Überlieferung

von Isabel Oldengott (Grundkurs Latein 12, 2005/2006)

 

Das Werk war Jahrhunderte lang verloren und nur aus den Zitaten bei anderen Autoren bekannt. 1819 fand Angelo Mai (Präfekt) in der Vatikanischen Bibliothek in Rom große Teile des ersten und zweiten Buches und Teile des dritten, vierten und fünften Buches. Die Schrift war deshalb so lange nicht auffindbar, weil sie im vierten Jahrhundert zunächst abgekratzt und dann mit Psalmkommentaren von dem Kirchenlehrer Augustin überschrieben wurde. Eine solche überschriebene Schrift nennt man Palimpsest. Durch Fluoreszensphotographie ist die Wiederherstellung des Überschriebenen möglich. Erst ab 1918 begann man sich intensiv mit „De re publica“ auseinanderzusetzen.

 

 


 

De re publica - Die Gesprächspartner

von Thorsten Antecki (Grundkurs Latein 12, 2005/2006)

 

Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Numantinus

 

um 185 v. Chr. geboren als Sohn des Lucius Aemilius Paulus und dessen ersten Frau Papira. Er hatte drei Schwestern, von denen eine mit Quintus Aelius Tubero, eine andere mit M. Porcius Cato verheiratet wurde. Er wurde später von Scipio Africanus dem Älteren „adoptiert“.

168 v. Chr. begleitete er seinen Vater im Krieg gegen Perseus und zeichnete sich dort im Makedonienfeldzug aus.

151 v. Chr. wurde er Militärtribun in Spanien, wo er sowohl militärisches als auch diplomatisches Geschick bewies.

147 v. Chr. wurde er zum Konsul gewählt, um den 3. Punischen Krieg (149-146 v. Chr.) zu beenden. Zwar hatte er nicht das nötige Alter (42) erreicht und nicht die Unterstützung des Senats, aber er war enorm beliebt bei Volk und Militär. Gleichzeitig wurde er oberster kommandierender Offizier.

146 v. Chr. besiegte er die Karthager und zerstörte Karthago, womit er bewies, dass er des Beinamens „Africanus“ würdig ist.

134 v. Chr. wurde er zum zweiten Mal zum Konsul gewählt, um den Oberbefehl in Spanien zu übernehmen und beendete dort 133 v. Chr. den Krieg (Spanische Kriege, 153-133 v. Chr.) mit der Eroberung und Zerstörung der Stadt Numantia. Hierdurch erlangte er seinen zweiten Beinamen „Numantinus“.

129 v. Chr. starb er. Angeblich wurde er von Anhängern des Tiberius Gracchus ermordet, da er als überzeugter Aristokrat gegen dessen Reformen war, obwohl er mit ihm verwandt war.

Er war das Zentrum des „Scipionenkreises“, dem neben den unten aufgeführten Personen auch die Griechen Polybios (ein Historiker) und Panaitios (ein stoischer Philosoph, der viele der unten genannten Personen schulte) angehörten. Sein Ziel war es, griechische Kultur nach Rom zu bringen, um der Stadt mehr kulturelle Bedeutung zu verschaffen.

Er ist die wichtigste Person und Wortführer des Gesprächs in „de re publica". Er hat auch Auftritte in Ciceros „Laelius: de amicitia“.

 

 

Gaius Laelius Sapiens (der Jüngere)

 

Geboren um 190 v. Chr.

Feldherr, Redner, Staatsmann

Mitglied des „Scipionenkreises

Er galt als klug und war zur Stoa hingezogen.

Gaius Fannius und Mucius Scaevola waren seine Schwiegersöhne.

Im Dritten Punischen Krieg diente er als General unter Scipio.

Er hielt einige berühmte Reden, darunter Scipios Grabrede.

In „de re publica“ ist er wichtigster Gesprächspartner des Scipio.

Er tritt auch in Ciceros „de senectute" und „Laelius: de amicitia" auf. Das letztere Werk ist ihm, wie der Titel sagt, nahezu ganz gewidmet.

Cicero schätzte ihn im allgemeinen sehr hoch und beschreibt ihn, im Vergleich zu Scipio, als geistig überlegen.

 

Personen mittlerer Bedeutung

 

Quintus Mucius Scaevola („Augur")

Staatsmann und Jurist

120 v. Chr. wurde er Verwalter einer Provinz in Asien.

Er wurde wegen Erpressung angeklagt, konnte sich jedoch erfolgreich verteidigen

117 v. Chr. wurde er Konsul.

Er war Ciceros Lehrer für Juristerei.

Angeblicher Verfasser des Inhalts von Ciceros „Laelius: de amicitia“.

Tritt auf in „de oratore" und „de re publica". Im letzteren Werk wird er erwähnt, redet allerdings nicht selber, zumindest nicht in den überlieferten Teilen.

Er machte Cicero mit Laelia (Tochter des Laelius) bekannt.

 

Publius Rutilius Rufus:

Geboren um 156 v. Chr.

Staatsmann, Jurist, Historiker und Redner

105 v. Chr. wurde er Konsul.

Freund des Scipio und Laelius (Mitglied des „Scipionenkreises“)

Er wurde 92 v. Chr. ins Exil geschickt und ging in die Provinz Mytilene.

Später reiste er nach Smyrna, wo Cicero ihn 78 v. Chr. besuchte, um sich eine Verbindung mit dem ,,Scipionenkreis“ zu schaffen.

Cicero erfuhr von ihm wohl den Inhalt des Gesprächs, das er in „de re publica" dargestellt hat.

75 v Chr. gestorben

 

Quintus Aelius Tubero

Schwager des Scipio

Redner, Jurist und Staatsmann

Stoiker

Er erreichte aufgrund seiner zur Schau gestellten Armut nie einen höheren Rang als das Volkstribunat

Von Cicero wurde er wegen seines Charakters geschätzt, sein Stil aber wurde von diesem kritisiert („hart, ungepflegt und struppig“).

 

Personen von geringer Bedeutung

 

C. F. Fannius

Redner, Feldherr, Staatsmann und Historiker

Verfasser der „annales" (hauptsächlich über die Anfänge Roms, aber auch mit zeitgeschichtlichen Einflüssen)

Kämpfte an der Seite des Tiberius Gracchus bei Karthago (146 v. Chr.)

122 v. Chr. wurde er Konsul durch Protektion von C. Gracchus, tritt aber danach aufgrund von Streitigkeiten aus der Partei aus.

Schwiegersohn des Laelius

Er redet nicht in den überlieferten Teilen, wird allerdings namentlich erwähnt.

 

M. Manilius

Staatsmann und Jurist

149 v. Chr. wurde er Konsul

Juristisches Sammelwerk: „Monumenta" („Sammlung der angeblichen Gesetze von Numa“)

Scipio diente unter ihm als Tribun.

 

 

Spurius Mummius

Stoiker

146 v. Chr. war er als Legat auf dem Feldzug seines Bruders L. Mummius Archaicus an der Eroberung und Zerstörung Korinths (Griechenland) beteiligt.

Er war in griechischer Sprache und Kultur bewandert.

Freund des Laelius und des Scipio (Mitglied des „Scipionenkreises“)

 

Lucius Furius Philus

136 v. Chr. wurde er Konsul.

Staatsmann, Redner, Philosoph, Wissenschaftler (insbesondere an der Astronomie interessiert)

Cicero zufolge ging er sehr elegant mit der Sprache um.

Mitglied des „Scipionenkreises“


De re publica - Aufbau und Inhalt

Das Werk „De re publica“, welches von Cicero verfasst wurde, besteht aus sechs Büchern, von denen jeweils zwei inhaltlich zusammengehören.

Es ist im Stil des platonischen Dialogs geschrieben und das Gespräch innerhalb des Werkes wurde von Cicero in das Jahr 129 v. Chr. gelegt.

An den Gesprächen nehmen wichtige Persönlichkeiten teil, die Hauptperson hierbei ist allerdings Scipio. Die Unterredung findet an drei Tagen statt, die je  zwei thematisch zusammengehörigen Bücher werden an einem Tag behandelt.

 

1. Tag: Buch I+II Behandlung der besten Verfassung \ staatstheoretische Fragen
(beide Bücher fast komplett erhalten)

2. Tag: Buch III+IV Gerechtigkeit \ Gesetzgebung, Sitten der römischen Gesellschaft  
(Buch III großteils erhalten, Buch IV nur in Fragmenten)

3. Tag: Buch V+VI Der besten Staatsmann
(Buch V in Fragmenten erhalten, Buch VI konnte fast vollständig aus einer anderen Quelle rekonstruiert werden)   

 

Zu Anfang eines jeden Tages (bzw. zweier Bücher) steht ein Proömium, zu Beginn des ersten Buches eine Vorrede Ciceros.

 

 

Buch I

 Vorrede Ciceros:

- Die Beteiligung eines Jeden am politischen Leben ist Pflicht. Denn jeder Mensch spürt den Drang, für die Gesellschaft einzutreten.
(Anschließend widerlegt Cicero Einwände gegen diese Behauptung.)

 - Nur wer praktische Erfahrung in der Politik besitzt, darf es auch wagen politische Erörterungen über diese zu verfassen.
(Anspielung Ciceros auf sich selbst)

Das anschließende Gespräch lässt sich grob in zwei große Teile einteilen.

 

Teil A: Einleitungsgespräch

 -  Scipio und sein Neffe Tubero unterhalten sich über die Doppelsonne und über die wissenschaftlichen Untersuchungen von Plato, Sokrates und Pythagoras.

- Die anderen Gesprächsteilnehmer treffen ein. => Einigung das momentane Thema beizubehalten.

- Philus Rede über den Besitz => Scipio schätzt geistigen Besitz mehr als materiellen.

- Kritik von Laelius : Man beschäftigt sich mit der Doppelsonne, obwohl dies unwichtig sei, denn es sei wichtiger die Einheit im Staat wiederherzustellen, welche momentan nicht gegeben ist. => Man einigt sich auf dieses Thema.

- Die anderen Gesprächsteilnehmer bitten Scipio, die nach seiner Meinung nach beste Verfassungsform darzulegen. => Scipio stimmt zu unter der Voraussetzung, dass er dies anhand Roms tun kann.

 Als erstes definiert Scipio (Cicero) zwei wichtige Begriffe wie er sie sieht.

Volk: Eine Menge, die sich in Anerkennung des Rechts und Gemeinschaft des Nutzens vereinigt hat.

Staat: Eine „res populi“, also eine Sache des Volkes, die durch „ratio“ (Vernunft) gesteuert wird.

 

Teil B: Die Mängel der Verfassungen

 Demokratie: Die Gleichheit ist ungerecht, da es keine Standesunterschiede gibt.

Monarchie: Die übrige Gemeinschaft hat zu wenig Einfluss auf das Recht.

Aristokratie: Das Volk ist nicht frei, da die allgemeine Macht fehlt.

 

Außerdem können alle Verfassungen durch das fehlen der „ratio“ in eine schlecht Form ausarten.

 

Demokratie => Ochlokratie

Monarchie => Tyrannei

Aristokratie => Oligarchie

=> Verfassungskreislauf des Polybios

 

Scipio kommt daher zu der Schlussfolgerung, dass eine Mischverfassung aus allen dreien die beste Verfassung sei, so wie sie in Rom vorliegen würde, denn dadurch könnte es nicht zum Verfassungskreislauf kommen.

Die Aufgabe eines Staatsmannes ist es hierbei, die Ordnung zu bewahren und notfalls wiederherzustellen.

 Nach dieser Ausführung wird Scipio allerdings dazu aufgefordert zu wählen, welche Einzelverfassung die Beste ist. Für jede Verfassung wird jemand bestimmt, der die Vorteile der jeweiligen hervorhebt.

 Demokratie: völlige Gleichheit

Monarchie: überlegene Einsicht eines Mannes

Aristokratie: Mehrere sind besser als ein einzelner Schwacher.

 

Zum Schluss entscheidet sich Scipio für die Monarchie, da diese seiner Meinung nach am ehesten das Überleben des Staates garantieren könnte. Allerdings ist bei dieser Verfassung auch am ehesten die Gefahr gegeben, dass sie ausartet.

 ð  Die Mischverfassung ist am besten!

 

  

Buch II

 

Geschichte der römischen Verfassung

 

-   Zuerst gab es nach der Stadtgründung durch Romulus eine Königszeit.

-  Allerdings keine Erbmonarchie, sondern eine Wahlmonarchie => Rechte für das Volk.

-   Durch die andauernde Königsherrschaft gab es keine Freiheit für das Volk. => Unrecht.

-  Aus dem König würde ein Tyrann (Tarquinius Superbus) => verderblicher Zustand.

-  510\509 v. Chr. wurde Tarquinius Superbus vertrieben.

-  Ab 509 v. Chr. gab es einen Senat, der das Gemeinwesen lenkte. Zusätzlich gab es „königliche Konsuln“, die allerdings eine zeitlich begrenzte Herrschaft besaßen.

Die Macht des Adels wurde hierbei aufrechterhalten. => nicht bester Zustand.

- Im Laufe der Zeit versuchte das Volk den Senat zu schwächen und mehr Macht zu erlangen. Die Konsuln wurden durch Zehnmänner abgesetzt, die die Exekutivgewalt innehatten. Außerdem verfassten die Zehnmänner die Zwölftafelgesetze (451-449 v. Chr.).

- Durch das Beschließen ungerechter Entschlüsse kam es erneut zu Unruhen im Volk, wodurch die Ordnung wiederhergestellt worden war. => Staat hat beste und heutige Form erreicht.

-  Pflicht eines jeden die Ordnung wiederherzustellen.

 Es folgt eine Zusammenfassung des Geschilderten, in deren Verlauf Scipio erläutert, dass Eintracht für den Erhalt des Gemeinwesens sorgt, diese Eintracht hat allerdings Harmonie zur Grundlage.

Ende des ersten Tages

 

 

Buch III

 Im Proömium lobt Cicero, dass der Mensch seine geistigen Fähigkeiten voll ausschöpfen würde. Es folgt ein Streitgespräch über die Gerechtigkeit:

 

Philus redet über die Ungerechtigkeit

 -  Es gibt kein Naturrecht, sondern nur das vom Staat geschaffene. => Deshalb gibt es kein einheitliches Recht.

-  Zum Bespiel resultiert aus den unterschiedlichen religiösen Bräuchen der Völker Streit. Bsp.: Durch die Pflanzung der Olivenpflanzen der Griechen werden Nutzpflanzen anderer Völker zerstört.

- Die Gesetze sind nur wegen des Nutzen und nicht der Gerechtigkeit wegen gemacht worden. Bsp.: Jemand der eine Sache verkaufen möchte, stellt diese dem Käufer ohne Mängel da, obwohl er die Mängel genau kennt.

 

Laelius Rede über die Gerechtigkeit

 -  Man habe kein Recht Gottes Gesetze zu ändern

-  Gerechter Krieg (muss vorher angekündigt werden und darf nur aus Gründen der Rache oder des Selbstschutzes wegen geführt werden).

-  Ohne Elternliebe oder Liebe an sich wären keine Lebensgemeinschaften der Menschen untereinander möglich.

- Ein Staatsmann darf nicht mit materiellen Dingen belohnt werden.

 

 

Buch IV

 

Struktur des römischen Staates und römischer Volkscharakter sind Voraussetzungen für gerechte Verfassung

 

-  Gebaut auf „verecundia“ (Scheu vor dem Anderen), Anderssein respektieren.

- Bsp.: Kindererziehung : Die Schüler sind nicht wie bei den Griechen nackt.

- Die Ehe ist geschützt : Der Mann muss „continentia“ (Selbstbeherrschung) besitzen und die Frau „pudicitia“ (Keuschheit). Außerdem muss der Mann seine Frau zu „pudicitia“ hin zügeln.

-  Jeder Bürger muss Charakterstärke, Sparsamkeit und Zuverlässigkeit besitzen

-  Es wird die Komödie kritisiert und auf das Spottgedicht sollte nach Cicero die Todesstrafe stehen.

-   Auch Musik die Leidenschaften erweckt sollte verboten werden.

 ð  Rücksicht auf andere und kein Sich ausleben

 Ende des zweiten Tages

 

 

Buch V

 

Der wahre Staatsmann

 

Im Proömium erläutert Cicero, dass das römische Gemeinwesen nur durch die Sitten (siehe Buch IV) und fähige Männer an der Spitze möglich ist.

 - Momentan verfallen die alten Sitten, da es keine fähigen Männer an der Spitze gibt. => Scheitern wird als Aufruf zur Verbesserung verstanden.

- Der „rector“, der Lenker dieses Gemeinwesens, muss ein gebildeter, gerechter, weiser, beredeter Mann sein, der sich mit Recht und den griechischen Schriften auskennt.

-  Außerdem muss er sich auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren.

- Seine Aufgabe ist es, für ein glückliches und sicheres Leben der Mitbürger zu sorgen und dieses durch Tugend zu festigen.

- Sein einziger Lohn sollen der Ruhm und die Ehre sein, die ihm zuteil werden sollen.

- Des Weiteren muss er ein „auctor veritatis“ (Redner der Wahrheit) sein. => Cicero schätzt Bestechung durch Reden schlimmer ein als Bestechung durch Geld.

- Dieser Staatsmann soll aber kein Prinzipat führen, wie es dies unter Augustus gab, weil dies ungerecht wäre und deshalb die Gemeinschaft zerstören würde.

 ð  Mischverfassung

 

 

Buch VI

 

Der Staatsmann muss alles gegen das Gemeinwesen gerichtete abwehren.

 

-  Staatsmann soll nicht durch materielle Dinge entlohnt werden (Bsp.: Der Tyrannenmörder Nascia sollte für seine Tat keine Statue bekommen.).

 Scipio besuchte den König von Numidien Masinissa, mit dem er sich über Africanus unterhielt. Am Ende des Tages erschien Scipio Africanus in einem Traum, in dem er Scipio die Zukunft zeigt.

 -  Lohn des Staatsmannes im Jenseits

- Der Himmel als Ort der Freiheit für Seelen => wahres Leben

- Beschreibung der Planeten und deren Bahnen

- Unsterblichkeit der Seele => Körper vergeht, die Seele überlebt.

Schicksal: Wer sich als Staatsmann um das Wohl des Vaterlandes bemüht, erlangt im Himmel seine Belohnung. Deshalb solle man sich früh von seinem Körper loslösen (Seele), damit man schneller den Himmel erreichen kann.

Jan Salewski
LK-Latein 13 (2007/08)


 

Literatur

 

Text und Übersetzung

Cicero: de re publica, Vom Gemeinwesen, Herausgegeben und übersetzt von Karl Büchner, Stuttgart 1981 (Reclam).

Marcus Tullius Cicero: Der Staat, Lateinisch und Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Karl Büchner, 4. Aufl., München 1987.

Kommentar

Cicero, Marcus Tullius: De re publica, Kommentar von Karl Büchner, Heidelberg 1984.

 

 


De oratore - Aufbau und Inhalt

 

 

Gesprächsteilnehmer:

 1. Lucius Licinius Crassus (140 v. Chr. – 91 v. Chr.)

2. Marcus Antonius (143 v. Chr. – 87 v. Chr.)

3. Publius Sulpicius Rufus (geb. 124 v. Chr.)

4. Gaius Aurelius Cotta (geb. 124 v. Chr.)      

5. Quintus Mucius Scaevola

6. Quintus Lutatius Catulus

7. Gaius Julius Caesar Strabo

           

Inhalt und Struktur des Werkes

Das Gespräch lässt Cicero an zwei Tagen kurz vor dem Tod des Crassus stattfinden, der zum Zeitpunkt der Niederschrift genau wie die anderen Gesprächsteilnehmer längst tot war.

 

Das Werk gliedert sich in drei Bücher 

Erstes Buch

Nach dem Proömium und der Exposition beginnt der eigentliche Dialog mit einer Diskussion zwischen Crassus und Scaevola über Zuständigkeit und Fähigkeiten des Redners.
Daraufhin meldet sich Antonius zu Wort und kritisiert die stark theoretische Sicht der Rhetorik, er sieht den perfekten Redner als ein Ideal, das kaum erreicht werden kann.
Rufus und Cotta bitten nun um eine Gesamtdarstellung der Redekunst, die den zweiten großen Abschnitt des ersten Buches darstellt:
Dabei geht es nicht um ein streng wissenschaftliches System der Redekunst, sondern vor allem um die Voraussetzungen des wahren Redners

Þ Natürliche Begabung

Þ Glühender Lerneifer

Þ Ausgiebige schriftliche Übung und Aneignung der nötigen
Kenntnisse auf allen Gebieten, die für den Redner wichtig sind

Nachdem Crassus die seiner Meinung nach für den Redner wichtigen Gebiete dargestellt hat, weist er noch einmal auf den hohen Anspruch an einen Redner hin. Antonius stellt diesen Aussagen des Crassus wesentlich bescheidenere Ansprüche gegenüber, die er auf das Gebiet der Rhetorik beschränkt. Mit dem Ende des ersten Buches endet auch der erste Tag des Gespräches, mit dem sich Scaevola von den anderen Gesprächsteilnehmern verabschiedet.

  

Zweites Buch

Das zweite Buch beginnt mit einem Proömium, in dem Cicero seine Bewunderung für die beiden Hauptgesprächsteilnehmer Crassus und Antonius zum Ausdruck bringt.

Am zweiten Tag wohnen nun auch Catulus und Caesar dem Dialog bei. Den Hauptteil des zweiten Buches bildet der Vortag des Antonius, der sich vor allem mit dem Inhalt einer idealen Rede beschäftigen soll:

Er gibt einen Überblick über die einzelnen Gattungen der Redekunst und zeigt, dass spezielle rhetorische Systeme für die Praxis absolut unbrauchbar sind. Seiner Meinung nach sollte sich ein Redner ein geeignetes Vorbild suchen und dessen Vorzüge studieren und nachahmen. Diese Methode verdeutlicht er an den einzelnen Epochen der griechischen Rhetorik. Bei einem konkreten Fall legt Antonius besonderen Wert auf die gründliche Einarbeitung in das Thema und die Suche nach Argumentationsmöglichkeiten.
Daraufhin wendet sich Antonius der inventio zu, die sich genau wie die Ziele des Redners:

in drei Teile gliedern.

Als wirkungsvolles Mittel, die Zuhörerschaft  zu beeinflussen, werden hier auch Witz und Humor genannt, über die Caesar einen Vortrag hält, der den des Antonius unterbricht. Schließlich geht Antonius in seinem Vortrag noch auf die Aufgabe der compositio ein, auf spezielle Regeln für politische Reden und die Lob- und Scheltrede. Er beendet seinen Vortrag mit der Erörterung der Memotechnik.
Mit dem Dank der Zuhörer sowie einem Ausblick auf den von Crassus zu haltenden Vortrag über weitere rhetorische Aufgaben endet das zweite Buch.

 

Drittes Buch

Im Proömium spricht Cicero noch einmal über das nahende Unglück, d. h. das baldige Ende des Bürgerkrieges, das fast alle Gesprächsteilnehmer ins Unglück reißen wird; mit seinem Werk will Cicero ihnen allen ein Denkmal setzen.

Der Dialog des dritten Buches wird vom Vortag des Crassus dominiert, der vor allem die Form der Rhetorik darstellen soll:

Er beginnt mit einer grundsätzlichen Erklärung der verschiedenen Stilarten. Ziel des rhetorischen Ausdrucks sei die sprachliche Korrektheit, die Klarheit sowie die Schönheit und Angemessenheit. Dies gibt Crassus Anlass seine Kritik der Schulrhetorik wieder aufzugreifen, da diese die Rhetorik fälschlicherweise von Philosophie und Politik trenne, Crassus fordert, dass sich die vollkommene Rhetorik auf universale Bildung gründet. Daraufhin prüft Crassus die einzelnen griechischen Philosophenschulen in Hinblick auf ihren Nutzen für den Redner und beurteilt dabei die akademische und die peripatetische Philosophie als nützlich. Er kehrt zum ursprünglichen Thema von Schmuck und Schönheit der Rede zurück und fordert, dass ein Redner diese durch einen positiven Gesamteindruck erreichen soll und nicht durch die Anwendung einzelner Mittel.
Auch Crassus spricht wie zuvor Antonius über die Themen, die in die Zuständigkeit eines Redners fallen. Wenn all diese Themen dem Redner mit entsprechenden Voraussetzungen, d. h. Begabung und Bildung, zur Verfügung stehen, ergibt sich daraus automatisch ein entsprechend guter Ausdruck
Catulus weist zur Bestätigung auf die Sophisten hin, die als Verkörperung für Weite und Glanz einer universalen Redekunst galten. Crassus teilt die dem Redner zur Verfügung stehenden Mittel zum Schmuck der Rede in zwei Gruppen:

Daraufhin weist Crassus auf das stilistische Gesamtbild einer Rede sowie auf die drei verschiedenen Stilarten, den schlichten, den mittleren und den hohen Stil, hin. Anschließend geht Crassus noch auf die rhetorische Figuren ein und beendet die Behandlung der rhetorischen Formulierungen mit der Behandlung der Angemessenheit. Dann wendet sich Crassus der letzten Aufgabe des Redners, dem Vortrag, zu.

 

 


 

 

Lucius Licinius Crassus (140 v. Chr. – 91 v. Chr.)

 

Marcus Antonius (143 v. Chr. – 87 v. Chr.)


Literatur: Cicero, Marcus Tullius: De oratore. Übersetzt und herausgegeben von Harald Merklin, 2. Aufl., Stuttgart 1986.

 

Verfasserin: Miriam Schlick (Leistungskurs 13 (2007/08))


 

ORATOR oder „Die Frage nach dem idealen Redner“

Marcus Tullius Cicero, der wahrscheinlich berühmteste Vertreter der goldenen Latinität, verfasste im Jahre 55 v. Chr. sein erstes Hauptwerk über Rhetorik, De oratore, in dem er seine Auffassung von der  Notwendigkeit einer universellen Bildung des Redners vertritt.
Neun Jahre später verfasste er eine weitere Schrift mit dem Namen
Orator, in der er das im platonischen Sinne ideale Bild, also quasi das Urbild, des Redners zeichnet. Seine Beweggründe dazu, der Inhalt des Werkes und die Unterschiede zu De oratore sollen Thema dieses Referates sein.

 Cicero hatte wohl einen Hauptbeweggrund, der ihn dazu veranlasste, Orator zu verfassen.
Gegen Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gab es einen wissenschaftlichen Disput zwischen den Anhängern zweier unterschiedlicher Rhetorikauffassungen, zum einen jene des
Asianischen“ Stils, welcher sich durch eine hohe Gewichtung der ornatus bezüglich der Aufgaben des Redners auszeichnet, und jenen des „Attischen“ Stils, der sein Hauptaugenmerk eher auf das aptum und die inventio legt.
Cicero zählte sich selbst immer zu den Anhängern des Attizismus, weshalb das vorliegende Buch als „Statement“ zu dieser wissenschaftlichen Frage gelten kann.

Die Hauptunterschiede zwischen De oratore und Orator sind folgende:

Während das Frühwerk De oratore auf die Beschaffenheit des universellen Redners eingeht, wird in Orator das Bild des idealen -  also quasi des Urredners - gezeichnet. Dies steht im Zusammenhang mit der platonischen Ideenlehre, mit der sich Cicero im Zuge seines Studiums in Athen auseinandergesetzt hatte.
Auch widmet sich Cicero in Orator dem Punkt der
elocutio mit besonderer Hingabe. In De oratore hingegen, wurden alle officia oratoris mit derselben Ausführlichkeit behandelt und erfasst.
Dies lässt sich dadurch erklären, dass hier die oben genannten Unterschiede zwischen Asianismus und Attizismus deutlich gemacht werden sollen.
Ein weiterer wichtiger Unterschied ist nicht im Inhalt des jeweiligen Werkes, sondern in der Form derselben zu erkennen:
Während Cicero in
De oratore die Form des fiktiven Gesprächs politischer Persönlichkeiten wählt, zeichnet sich Orator durch eine vollständige Hinwendung des Autors an den Adressaten M. Iunius Brutus, den späteren Tyrannenmörder, aus.

Der Inhalt des Werkes selbst, lässt sich grob in vier Abschnitte gliedern:

Cicero beginnt seine Ausführungen mit einem Proöm (1 – 35) in welchem er auf Brutus’ Frage nach der Art und Gestalt der Rhetorik eingeht. Er führt in der Einleitung auf, dass er im Folgenden das Idealbild des Redners nach Platon herstellen will, welchem der große griechische Redner Demosthenes seiner Meinung nach am nahesten kam, dadurch, dass er quasi jeden Redestil in Vollendung beherrschte.

Im zweiten Teil (36 – 61) widmet sich Cicero der Bestimmung eines rhetorischen Stilideals. Seiner Meinung nach hat die forensische Rede einen höheren stilistischen Anspruch und Wert als die epideiktische Rede (Festreden), da es in jener auf eine Ausgewogenheit zwischen der ornatus und dem aptum in der sprachlichen Gestaltung ankomme.

In Teil drei, welcher den Hauptteil des Werkes ausmacht (61 – 236), geht er auf die Aufgabe des Redners ein, alle 3 Stilarten der Rhetorik möglichst perfekt zu beherrschen und auf die richtige Weise anwenden zu können. Dies belegt er durch Beispiele aus eigenen und Reden des Demosthenes. Desweiteren geht er auch hier, wie in De oratore, auf die universelle Bildung des Redners ein und fordert umfangreiche Kenntnisse in Naturphilosophie, Staatskunst und besonders in Ethik.
Im Weiteren gibt er eine Übersicht über die Gestaltung der Rede, welche auf die Probleme der Fragestellung, der Hervorhebung
der Problematik, der Selbstdarstellung des Redners und der Erregung von Affekten beim Publikum zugeschnitten sein solle.

Im letzten Teil des Werkes (237 – 238) wendet sich Cicero wiederum an Brutus und gibt ihm den Rat, dass die Grundlage menschlichen Urteilens immer nur das Wahrscheinlichste sei, da die Wahrheit im Dunkeln liege. Daher könne auch sein Idealbild vom Redner falsch sein.

Abschließend lässt sich also sagen, dass Marcus Tullius Cicero in seinem Werk Orator das „Urbild“ des Redners zu zeichnen versucht. Für ihn ist der ideale Redner universal, besonders auf dem Gebiet der Ethik gebildet, und vermag in jeder Redesituation den optimalen Redestil zu finden.

 

Quelle: Cicero, Orator; Herausgegeben von Harald Merklin, Reclam: Stuttgart 2004.

 

Verfasser: P. Bredenbröker, LK Latein 13 (2007/08)