3 Der Benediktinerorden
3.1 Der Beginn in Deutschland
Am Anfang der Kongregation (Verband von Klöstern innerhalb eines Mönchsordens) stehen die beiden Brüder Maurus, der von 1825 bis 1890 lebte, und Placidus Wolter, welcher von 1828 bis 1908 lebte, aus Bonn. Beide waren Priester im Erzbistum Köln bis sie 1856/57 in die Benediktinerabtei St. Paul in Rom eintraten. 1860 kamen sie zurück nach Deutschland um hier den Benediktinerorden neu zu beleben. Nach einem ersten Gründungsversuch in Materborn bei Kleve siedelte die kleine Gemeinschaft 1862 in das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Beuron in Hohenzollern über. Gleich im ersten Jahr nahm man Kontakt mit anderen Benediktinern auf und ließ sich von ihrer Gemeinschaft inspirieren. In der ersten Deklaration, die sofort bestätigt wurde, ist schon die Rede von einer Deklaration, obwohl es erst ein Kloster gab.
3.2 Besonderes Engagement im Ausland
Ab 1894 engagierte sich die Kongregation in Brasilien und reformierte dort zahlreiche Klöster. Im gleichen Jahr schlossen sich zwei Gemeinschaften in Portugal der Beuroner Kongregation an (Cucujaes und Singeverga). 1897 übernahmen Beuroner Mönche die Leitung des griechischen Kollegs St. Atanasio/Rom und reformierten auch italienische Klöster (z. B. Cesena). 1904 wurde in Westfalen das Kloster St. Joseph/Gerleve gegründet und noch im gleichen Jahr das Frauenkloster St. Hildegard/Eibingen. 1906 erfolgte die Errichtung des Klosters Mariä Heimgang (Dormitio) auf dem Sion/Jerusalem.
3.3 Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Der Erste Weltkrieg bedeutete für die blühende Kongregation einen massiven Einschnitt. In seiner Folge trennten sich 1920 die belgischen Klöster von der Kongregation und bildeten eine eigene belgische Kongregation. 1919 wurde der Konvent aus Erdington ausgewiesen. Im gleichen Jahr wurden die Klöster Neresheim und Grüssau gegründet. 1920 mussten die Schwestern aus Prag aus politischen Gründen in die Steiermark umgesiedelt werden. 1922 erfolgte die Wiedererrichtung der Abtei St. Matthias in Trier. Bis 1950 gehörte St. Matthias zur Beuroner Kongregation, danach schloss sich die Gemeinschaft der belgischen Kongregation an. Ebenfalls 1922 wurde das Kloster Weingarten von den vertriebenen Mönche aus Erdington neu errichtet und eine Gründung in Altwasser versucht, die jedoch 1930 aus politischen Gründen wieder aufgegeben werden musste.
3.4 Neuaufbruch nach dem Krieg
1924 schlossen sich zwei Frauenklöster der Kongregation an: Herstelle und Kellenried. Im gleichen Jahr begannen Mönche aus Emaus mit dem Errichten eines Klosters in Lublin (Polen), dieses Kloster wurde 1939 unter der nationalsozialistischen Herrschaft wieder aufgelöst. 1926 wurde das Stift Neuburg bei Heidelberg durch Beuroner Mönche übernommen. Ein Jahr später schloss sich die Abtei Vaals (Holland) der Kongregation an, trennte sich jedoch 1947 wieder. Seit 1931 bemühte sich Beuron um eine Gründung in Japan. 1936 wurde das Kloster Tonogaoka eröffnet.
3.5 Veränderungen in der Kongregationsleitung
Auf der 14. Hauptversammlung der Beuroner Kongregation in Neresheim 1936 erfolgte eine entscheidende Veränderung in der Leitung der Kongrgetation. Bisher war das Leitungsamt grundsätzlich mit der Erzabtei verbunden gewesen. Das heißt, dass der Erzabt von Beuron gleichzeitig der Leiter der Kongregation war. Jetzt wurde dieses System von dem föderativen Präses-System abgelöst. Zum Abtpräses wurde einer der amtierenden Äbte für die Zeit zwischen zwei Hauptversammlungen, die in der Regel alle sechs Jahre stattfinden, gewählt. Erster Abtpräses wurde Abt Raphael Molitor aus der Abtei Gerleve.
3.6 Der Zweite Weltkrieg
Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die Kongregation mit fast 1500 Mitgliedern den höchsten Stand erreicht, den es jemals gab. Durch den Krieg erlitten die Klöster schwere Verluste: Viele Gemeinschaften wurden aufgelöst, es durfte kein Nachwuchs aufgenommen werden, zahlreiche Mönche wurden eingezogen und fielen. Ausländische Klöster trennten sich von der Kongregation.
3.7 Neugründungen nach dem Zweiten Weltkrieg
1948 eröffneten die aus Grüssau vertriebenen Mönche das Kloster im ehemaligen Ritterstift in Bad Wimpfen, ein Jahr später wurde die ehemalige Abtei in Tholey durch Mönche aus St. Matthias/Trier, Beuron und Maria Laach neu besiedelt. Ebenfalls 1949 wagten Mönche aus der Beuroner Kongregation gemeinsam mit Mönchen aus Solesmes eine Gründung in Las Condes (Chile), 1975 trat dieses Kloster der Kongregation Cono Sur bei. 1951 wurden die ersten Mönche von Gerleve nach Nütschau gesandt zur bisher letzten Gründung eines Männerklosters in der Beuroner Kongregation.
3.8 Zuwachs durch Frauenklöster
1962 wurde von Herstelle aus das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Engelthal wiederbesiedelt. In den siebziger und achtziger Jahren wuchs die Zahl der Frauenklöster in der Beuroner Kongregation an, da bereits bestehende Klöster sich dem Klosterverband anschlossen: 1974 wurde die Abtei Säben (Südtirol) aufgenommen, 1980 die beiden Abteien Fulda und Varensell und 1988 das Priorat Åsebakken (Dänemark). Im gleichen Jahr gründete die Abtei Eibingen in Marienrode ein neues Kloster, das 1998 zum selbstständigen Priorat erhoben wurde.
3.9 Die Klöster heute
Derzeit gehören zehn Männer- und zehn Frauenklöster zur Beuroner Kongregation. In der Kongregation wird somit eine Vielfalt benediktinischen Lebens sichtbar. Eine Verbindung der Klöster wird zunächst durch die gemeinsamen Konstitutionen, durch die Hauptversammlung und die Kongregationsleitung hergestellt. Die Kongregation wird vom Abtpräses geleitet, der durch die Hauptversammlung für sechs Jahre gewählt wird. Ihm stehen zwei Äbte und zwei Äbtissinnen als Rat zur Seite. Daneben gibt es Arbeitsgruppen und die jährlich tagende Äbtekonferenz. Schwerpunkte im monastischen Leben sind für die Beuroner Kongregation die Pflege der Liturgie, das Leben in Gemeinschaft und die Offenheit für Gäste, sowie das Miteinander von Mönchen und Nonnen in der gleichen Kongregation. Zurück nach oben