Horaz, der mit vollem Namen Quintus Horatius Flaccus hieß, wurde am 8. Dezember 65 v. Chr. in Venusia geboren und starb am 27. November 8 v. Chr. Er hatte zwar als Sohn eines Freigelassenen und einfachen Beamten eine niedere Herkunft, dennoch genoss er eine gute Ausbildung zunächst durch Grammatik- und Rhetorikunterricht in Rom, später durch das Philosophiestudium in Athen ab 45 v. Chr., wo er sich der Akademie zuwandte und Ethik sowie Erkenntnistheorie studierte. Während des Bürgerkrieges stand Horaz als Militärtribun auf Brutus` Seite, anschließend schloss er sich in Rom dem Kollegium der scribae quaestorii (Staatsschreiber im Schatzamt) an, um seinen Lebensunteralt zu finanzieren. Vergil und Varius, die auf sein Talent als Dichter aufmerksam wurden, stellten ihn im Jahre 38 v. Chr. Maecenas vor, der ihn daraufhin in seinen Kreis aufnahm und förderte. Durch ihn lernte er auch Oktavian, den späteren Augustus, kennen, er wahrte jedoch seine zurückhaltende Lebensweise, da ihm seine Unabhängigkeit äußerst wichtig war. Horaz beschäftigte sich vor allem mit gesellschaftlichen Themen wie etwa Ehebruch oder Erbschleicherei. Das Carmen saeculare entstand 17 v. Chr. In seinen Gedichten erfährt der Leser viel über Horaz selbst. Sueton verfasste eine Biographie über ihn.
Verfasserin: Miriam Schlick (LK Latein 12 (2006/07))
Die
Säkularfeiern, in deren Rahmen der vorliegende Text 
verfasst wurde, blickten schon zur Zeit des  
Augustus auf eine lange Tradition in 
der altrömischen Gesellschaft zurück.
Wie der Name schon sagt, war es angestrebt diese Feiern jedes
saeculum, also so ziemlich genau alle einhundert 
Jahre (Augustus definierte ein
saeculum als einen Zeitraum von 110 Jahren), auf 
dem Marsfeld zu Ehren der beiden Götter  
Hades und 
 
Persephone stattfinden zu 
lassen, um deren Segen für das neue Zeitalter zu erhalten.  
Der mythologische Hintergrund war, dass die Kinder eines gewissen 
 
Valesius durch 
heiliges Wasser aus einem Altar eben dieser beiden Götter von der Pest geheilt 
wurden und ihr Vater zum Dank dafür ein drei Tage und Nächte andauerndes Fest 
ausrichtete. Dieser Brauch wurde von der Patrizierfamilie der 
 
Valerier 
weitergeführt und im Jahre 249 v. Chr. zur Staatssache gemacht.
Die Spiele dieses Jahres gelten heute als die ersten Säkularfeiern im 
eigentlichen Sinne.
Im Jahre 146 v. Chr. fanden die zweiten Säkularspiele statt, dritte (demnach in 
der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr.) wurden wohl geplant, allerdings gestaltete 
sich die Ausrichtung dieser als schwierig, da dies eine Zeit fortdauernden 
Bürgerkriegs war und an Derartiges meist aufgrund der gesellschaftlichen 
Spannungen nicht zu denken war.  
Erst  
Augustus ließ im Jahre 
 
17 v. Chr. wieder 
 Säkularfeiern ausrichten. 
Vor deren Hintergrund ist auch das carmen saeculare
des  
Horaz entstanden, das am dritten Tag der 
Festivitäten von einem Chor aus 27 Jünglingen und 27 zugehörigen Jungfrauen 
gesungen wurde. Allerdings drehte sich bei diesen Feiern nicht mehr alles um die 
beiden Gottheiten  Hades und 
 Persephone - auch andere Götter, wie 
 
Apoll, 
 Diana 
und  Tellus wurden während der Feierlichkeiten verehrt, was im Text des Liedes 
selbst zu spüren ist.
Für  
Augustus waren diese Feiern ein gutes Mittel zur Propaganda, er nutzte sie, 
um dem Volk vor dem Hintergrund des beginnenden neuen  
saeculum ein „goldenes Zeitalter“ unter seiner Herrschaft zu suggerieren.
Die Herrscher nach Augustus führten die Tradition der Säkularfeiern zwar nicht 
immer ganz regelmäßig im Rhythmus von 110 Jahren durch, jedoch sind Berichte 
über die Spiele des  Claudius (47 n. Chr.), des 
 
Domitian (88 n. Chr.) und des 
 
Septimius Severus (204 n. Chr.) überliefert.
Während der Feierlichkeiten, die der Staat und  
später auch die Kaiser meist zu 
dem gleichen Zweck wie schon  
Augustus nutzten, nämlich um sich die Sympathie des 
Volkes zu sichern, wurden zur Unterhaltung allerlei Veranstaltungen, wie 
Zirkusspiele oder Theater, angeboten.
Verfasser: Pascal Bredenbröker (Lk Latein 12 (2006/07))
Das Jahrhundertlied carmen saeculare unterteilt sich in 19 Strophen a 3,5 Verse und ist im sapphischen Versmaß verfasst.
| -u- x -uu-u-x -u- x -uu-u-x -u- x -uu-u-x -uu-x | u kurze Silbe - lange Silbe x Lange oder kurze Silbe | 
Das Lied sollte dabei Augustus als Propagandamittel 
dienen, weshalb dieser Horaz damit beauftragte das „carmen saeculare“ nach 
seinen Wünschen zu schreiben. Es war also kein Werk des Horaz bei dem dieser 
freie Hand hatte, sondern ihm war fast alles vorgegeben.
Auch die Gliederung der einzelnen Strophen und ihre Thematik sind ganz darauf 
ausgerichtet,  Augustus im besten Licht erscheinen 
zu lassen.  
Hierbei geht  
Horaz in den Strophen 10-12 auf 
Aeneas, in den Strophen 13-15 auf  
Augustus und in 
den Strophen 16-18 auf  Apollo und
Diana ein.
In der Aeneis wurde unter anderem die göttliche Abstammung des Aeneas dargelegt, dessen Nachfahre Romulus Rom gründete. Auch Augustus stammt aus dieser Linie und hat daher die Göttin Venus als Ursprung. Aeneas dient als weitere Anspielung auf göttliche Abstammung des Augustus. So verherrlicht Horaz Augustus in diesem Lied und der eigentlich Sinn und Zweck, nämlich die Götter zu ehren und um eine gute Zukunft zu bitten, wird in den Schatten gestellt. Zwar läuft alles unter dem Deckmantel der Götterverherrlichung, doch verfolgt Augustus mit dem Lied nur seine eigenen Ziele, nämlich gut, fast göttlich, dargestellt zu werden.
Verfasser: Jan Salewski, Lk Latein 12 (2006/08)
Apoll / Phoebus
Apoll war einer der höchsten griechischen und römischen Götter. Er galt als Gott der Weissagung, der Künste (v. a. der Musik), der Medizin und manchmal der Sonne. Seine Mutter war Leto, sein Vater Zeus. Er wurde besonders von römischen Kaiserfamilien verehrt, Augustus ernannte ihn sogar zu seinem persönlichen Schutzgott und weihte ihm nach der Schlacht bei Actium im Jahre 31 v. Chr. einen Tempel auf dem Palatin in Rom.
Eine italische, jüngfräuliche Wald- und Jagdgöttin sowie Schwester des Apoll. Sie wurde mit der griechischen Artemis identifiziert.
Sibylla (oder Sibylle) war eine Seherin im Dienste des Apoll, die in Marpessos bei Troja lebte. Aufgrund ihres Ruhmes wurde der Name bald zum Synonym für Seherinnen allgemein. Die berühmtesten Sibyllen waren die aus Erythrai, Libyen und Cumae.
Sol ist das römische Äquivalent zum griechischen Sonnengott Helios; diese Funktion wurde manchmal jedoch auch Apoll zugeschrieben.
Eine römische Geburtsgöttin. Manchmal mit Diana gleichgesetzt.
Die Parzen sind drei römische Schicksalsgöttinen, vergleichbar mit den griechischen Moiren oder den germanischen Nornen. Entsprechend ihren germanischen und griechischen Gegenstücken hatte eine die Aufgabe, den Schicksalsfaden eines Menschen zu spinnen, die zweite, ihn abzumessen und die dritte, ihn abzuschneiden und damit den Tod eines Menschen einzuleiten.
Das römische Äquivalent zur griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, “Mutter Erde”. Sie war als große Erdgöttin und eines der sechs Kinder von Chronos und Rhea bekannt. Mutter der Proserpina / Persephone.
Eine Mondgöttin, mit der griechischen Selene identifiziert. Ihre Rolle kam unter Umständen auch Diana zu.
Ein trojanischer Held und Protagonist in Vergils Epos “Aeneis”. Sohn des Anchises und der Venus und Vater des Iulus (Ascanius). Er führte sein Volk nach der Zerstörung Trojas nach Italien.
Quellen:
Grant, Michael, Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten; 5. Aufl., München 1987
Verfasser: Franziska Wenzel (Lk Latein 12 (2006/07))
Romulus 
war der mythische Gründer der Stadt Rom im Jahre 753 v. Chr. Er wurde als Sohn 
von Rhea Silva, dem einzigen Kind des Numitors, einem Nachfahren von
Aeneas, geboren. Nach der Herrschaftsübernahme von 
Alba durch  Numitors jüngeren Bruder
Amulius, ließ letzterer 
 Rhea 
Silva eine ewig jungfräuliche Vestalin werden, um zu verhindern, dass es 
Nachfahren von Numitor geben würde, welche einen Anspruch auf den Thron von Alba 
Longa hätten. Mars jedoch machte sie zur Mutter und sie gebar die beiden 
Zwillinge Romulus und Remus, woraufhin Amulius sie einkerkerte (oder ertränkte) 
und die beiden Zwillinge aussetzen ließ. Sie wurden jedoch von einer Wölfin und 
einem Specht, zwei heiligen Tieren des Mars, umsorgt und später von dem 
Schafhirten  Faustulus und seiner Frau
Acca  
Larentia groß 
gezogen. Sie begannen Raubzüge durchzuführen und Remus wurde in einen Hinterhalt 
gelockt und gefangen genommen. Amulius ließ ihn, da er Numitors Vieh geraubt 
hatte, zu Numitor führen und dieser erkannte aus Remus’ Antworten, dass er einer 
seiner beiden Enkel war. Die Zwillinge organisierten daraufhin einen Aufstand 
und setzen ihren Großvater wieder auf den Thron von Alba Longa.   
Bald kam jedoch der Wunsch auf, eine eigene Stadt zu gründen, und so zogen sie 
zu einem nicht weit entfernten Gebiet am Tiber, wo es zu einem Streit um den 
Oberbefehl der Bauarbeiten kam. Romulus entschied diesen mit einer Vogelschau 
für sich und begann, die Stadtmauer zu errichten, über die  
Remus, als sie zur Hälfte fertig gestellt war, rüber sprang und seinen 
Bruder verhöhnte, wie eine kümmerliche Wehr jemals die Stadt schützen solle. 
Daraufhin erschlug Romulus seinen Bruder mit den Worten „So soll jeder Feind 
verderben, der die Mauern meiner Stadt überquert!“. An dessen Grab bedauerte 
Romulus die Tat jedoch und brach in Tränen über den Tod seines Bruders aus. Die 
neue Stadt bevölkerte er mit Heimatlosen, was zu einem Mangel an Frauen führte. 
Um diesen Auszugleichen, plante Romulus den  
Raub der 
Sabinerinnen. Als die Sabiner später kamen, um ihre Töchter 
zurückzuholen, und die Römer überrannten, betete Romulus zu Jupiter und 
versprach ihm einen Tempel. Jupiter erhörte seine Bitte und vereinigte die 
beiden Völker der Sabiner und der Römer zu einem Volke mit Rom als Hauptstadt 
und Romulus und Titus Tatius als gemeinsame Herrscher. Vierzig Jahre später 
wurde Romulus  durch eine Gewitterwolke der Erde entzogen und entschwand den 
Blicken der Menschen. Er ließ den Römern ausrichten, dass sie sich in Waffen 
üben und ihn hinfort als den Gott Quirinus verehren sollten.
Venus war die römische Göttin des Ackerlandes und der Gärten, die schon früh mit der griechischen Göttin Aphrodite gleichgesetzt wurde. Zudem war sie die Mutter des Aeneas’ und half ihm bei seiner Flucht aus dem brennenden Troja und seinen darauf folgenden Irrfahrten und Schlachten.
Anchises war ein Urenkel des Tros, König von Dardanien und Vater von Aeneas, den er zusammen mit Aphrodite zeugte. Er brach in trunkenem Zustand das Gebot, über seine Beziehung mit Aphrodite zu schweigen, und wurde daraufhin von dieser verlassen und von Zeus mit einem Donnerblitz gelähmt. Am trojanischen Krieg nahm Anchises nicht mehr aktiv teil, da er bereits zu alt war; er weigerte sich aus Troja uu fliehen, bis er durch ein Götterzeichen überzeugt wurde; Aeneas trug ihn dann aus der brennenden Stadt. Er starb auf der Irrfahrt des Aeneas an Altersschwäche, begegnet seinem Sohn allerdings noch einmal bei dessen Besuch in der Unterwelt, wo er ihm das ferne Geschick des römischen Volkes zeigt.
Die Meder waren ein antikes Volk Mesopotamiens, das im Westen des heutigen Irans lebte.
Alba Longa war eine Stadt im antiken Latium (Italien), etwa 20 km südöstlich von Rom und wurde von Iulus (Ascanius), dem Sohn des Aeneas, um 1152. v. Chr. gegründet. Sie war lange Zeit der Mittelpunkt und zugleich die Hauptstadt des antiken Latinerbundes und gilt als Mutterstadt Roms. Romulus’ und Remus’ Vater Numitor war König von Alba Longa, bevor er von seinem Bruder Amulius gestürzt wurde. Romulus und Remus setzten ihn allerdings durch einen Aufstand wieder in sein Amt ein.
Skythen war ein zuerst von den Griechen benutzter Oberbegriff für einige barbarische Völker östlich des Rheins. Dabei handelte es sich hauptsächlich um ursprünglich aus dem Iran stammende Nomadenvölker, die sich ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Südrussland und der Ukraine ansiedelten. Sie waren hervorragende Reiter und Bogenschützen und wurden von den Griechen häufig als Söldner angeheuert.
Die Inder kämpften  in der Schlacht 
von Actium auf Seiten von Antonius und Kleopatra und wurden dort von Augustus 
besiegt.  
Vgl.: Glücklich, Hans-Joachim: Vergil, Aeneis. Göttingen 2006. Seite 66.
 
Die Nymphen waren Naturgeister der römischen Mythologie. Sie traten als Begleiterinnen von Göttern und Göttinnen auf (vor allem mit Pan, Hermes, Apollos, Dionysos und Artemis) und dienten häufig als Personifikationen von Naturkräften.
Aventinus war ein Verbündeter 
des Rutulerkönigs Turnus in dessen Kämpfen gegen Aeneas. Er war ein Sohn des 
Herkules und der Priesterin Rhea, was er durch sein Schild, auf dem die Hydra 
abgebildet war, und ein Löwenfell demonstrierte.
Aventin ist der südlichste der sieben Hügel Roms, auf den Remus zur 
Vogelschau stieg. Dadurch kam es zum Gegensatz zwischen Palatin (auf den Romulus 
gestiegen war) und Aventin, der später Wohnort der Armen und Nährboden für 
soziale Unruhen war. Auf dem Aventin steht ein Tempel der Luna, der Göttin des 
Mondes.
Der Mons Algidus gehört zu den Albaner Bergen, die ca. 20 km südöstlich von Rom liegen.
Juppiter war der Hauptgott der Römer. Trotz seiner Bedeutung für den römischen Staat gehen seine Mythen hauptsächlich auf Zeus zurück, mit dem er identifiziert wurde. Von den Römern wurde er für das Wetter, insbesondere aber für Regen und Blitz verantwortlich gemacht. Sein Haupttempel stand auf dem Kapitolinischen Hügel (Tempel des Juppiter Optimus Maximus).
Quellen: GRANT, Michael, HAZEL, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten; 5. Aufl., München 1987
Verfasser: Oscar Bley (Lk Latein 12 (2006/07))
Zur Prinzipatszeit des 
 
Augustus erließ dieser die „Julischen Gesetze über die Eheordnung“ (lat.:
lex Iulia de maritandis ordinibus). Es handelt sich 
dabei um gesetzliche Vorschriften bezüglich der Ehe und der Zeugung und 
Erziehung von Kindern, die dem Verfall der Sitten, die  
Augustus als Grund für 
den politischen Niedergang der Republik sah, entgegen wirken sollten. 
 
Durch diese Gesetze sollte die Ehe zu einer funktionalen Bindung werden, Gefühle 
spielten eine untergeordnete Rolle. In erster Linie ging es um die Zeugung von 
Nachkommen.  Augustus konnte sich mit seiner Meinung auf bekannte Personen 
stützen, die eine ähnliche Einstellung vertraten. Publius Cornelius Scipio, 
Cicero und auch Quintus Caecilius Metellus Macedonicus sprachen sich in ihrer 
Zeit für eine Verpflichtung zur Ehe aus und waren genau wie Augustus der 
Meinung, dass ein großer Kindersegen angemessen gewürdigt werden sollte. 
 
Die Gesetze zählen für alle Römer, auch wenn in erster Linie die Senatoren 
betroffen sind. Die Schwerpunkte der Ehegesetze sind in dem Zwang zur Ehe und 
dem Gebot der Zeugung zu sehen.  
Die 
 
lex Iulia de maritandis ordinibus 
besagte:
Alle römischen Männer zwischen 25 und 60 Jahren und alle Frauen zwischen 20 und 
50 Jahren mussten verheiratet sein. Wurde eine Ehe geschieden oder starb ein 
Ehepartner, so musste sich der Mann binnen 100 Tagen neu verheiraten, der Frau 
räumte man bei Tod des Mannes zunächst ein Jahr dann zwei Jahre bis zur 
Wiederverheiratung ein, bei einer Scheidung belief sich die Frist zuerst auf 6 
dann auf 18 Monate. Gesetze, die den Ehegesetzen entgegenwirkten, ihre Befolgung 
verhinderten oder erschwerten, wurden außer Kraft gesetzt. Ein Beispiel dafür 
war die  patria potestas, die dem Vater einer jungen Frau das Recht gab über 
derer Verheiratung zu entscheiden und ihr die Mitgift vorzuenthalten. Dieses 
Gesetz verhinderte die Eheschließung zwischen der Tochter und ihrem zukünftigen 
Partner, weshalb es außer Kraft gesetzt wurde. Des Weiteren besagte das Gesetz, 
dass jeder Römer drei Kinder zu zeugen hatte. Blieb eine Ehe kinderlos, so war 
diese nach einer bestimmen Frist aufzulösen und ein neuer Partner zu suchen. Die 
Heirat mit Prostituierten, Vermittlern (Kupplern) oder überführten 
Ehebrecherinnen war allen Römern untersagt.  
Die Nichteinhaltung dieser Gebote brachte allerdings keine unmittelbaren 
Rechtsfolgen mit sich, schon die mangelnde Kontrollmöglichkeit musste dazu 
führen. Augustus setzte daher Strafen und Belohnungen für die Verweigerung bzw. 
die Einhaltung der Gesetze fest. So wurden nicht verheiratete im ehefähigen 
Alter von den Spielen ausgeschlossen. Ein Senator, der mehr Kinder zeugte als 
ein anderer, hatte im Gegensatz zu diesem mehr Privilegien. Außerdem gab es für 
erbrechtliche Folgen für jene, die sich nicht an die Gesetze hielten. Alle nicht 
verheirateten Römer konnten nach diesen nur aus dem engsten Verwandtenkreis 
erben, Verheirateten mit einem Kind wurde nur die Hälfte der außerfamiliären 
Erbschaft aberkannt. Als Kinder zählten hierbei nur jene, die lebend geboren und 
nicht vor einem bestimmten Alter gestorben sind.  
Auch Ehebruch spielte in diesen Gesetzen eine Rolle (lex Iulia de adulteriis 
coercendis). Das Gesetz galt sowohl für Frauen als auch für Männer. Für den Mann 
allerdings nur sofern er den Ehebruch mit einer verheirateten Frau begann und 
somit in eine andere Familie eindrang. Die Bestrafung erfolgte sowohl auf 
finanzieller Ebene als auch durch Verbannung (relegatio in insulam). Für den 
Strafprozess war ein eigens zu diesem Zweck eingerichteter Gerichtshof (quaestio 
de adulteriis) zuständig. Zeigte ein betrogener Ehemann seine Frau nicht an, so 
nahm man an, dass es ihm egal und es somit von ihm gewollt war, und bestrafte 
ihn wie einen Kuppler.
Die Gesetze bewirkten, dass nun an die Stelle der Familie bzw. des Familienvaters die staatliche Kontrolle, der herrschaftliche Ordnungswille trat.
Quelle:
Bleicken, Jochen: Augustus, München
Verfasser: Daniel Leicht (Lk Latein 12 (2006/07))
Horaz - carmen saeculare - Interpretation
Beim vorliegenden Text, bekannt als 
 
carmen saeculare, des römischen Dichters 
 
Quintus Horatius Flaccus 
(Horaz) handelt es sich um ein Loblied im Rahmen der Säkularfeiern, die während 
der Herrschaft des Augustus abgehalten wurden. Horaz wurde 65 v. Chr. geboren 
und starb 8 v. Chr. Trotz seiner niederen Herkunft, er war Sohn eines 
Freigelassenen und einfachen Beamten, genoss er eine sehr gute Ausbildung 
zunächst in Grammatik und Rhetorik, später studierte er Philosophie in Athen. 
 
Vergil und Lucius Varius Rufus wurden auf sein Talent aufmerksam und stellten ihn deshalb 38 
v. Chr.  Maecenas vor, der ihn daraufhin förderte. Durch ihn lernte er auch 
 
Oktavian, den späteren 
 Augustus, kennen. 
Doch er wahrte weiterhin seine 
zurückhaltende Lebensweise, da er viel Wert auf seine Unabhängigkeit legte.
In Hinblick auf die 
Entstehungszeit ist der Text um 17 v. Chr., also eben zur Zeit dieser 
Säkularfeiern, einzuordnen. Formal  
gliedert er sich in 
19 Strophen zu je vier Versen, wovon der letzte jeweils ein Halbvers ist. 
Der Text ist im so 
genannten 
Sapphischen Versmaß gehalten, welches sich  aus jeweils drei 
elfsilbigen Versen (2 x Trochäus, Daktylus, 2 x Trochäus) und einem 
Abschlussvers, bestehend aus einem Daktylus und einem Trochäus (Adonischer 
Vers), zusammensetzt.
Inhaltlich lässt sich 
der Text in 
vier Sinnabschnitte einteilen. Der 
erste Abschnitt umfasst die 
Strophen 1 bis 6. In diesem ruft Horaz die Götter der Römer, insbesondere Apoll 
und dessen Schwester Diana an, damit sie gewährleisten, dass Rom bestehe, seine 
Mütter fruchtbar blieben und die Kinder zahlreich seien. In diesem Zusammenhang 
erwähnt er auch die  
Ehegesetze des Augustus, was einen Verweis auf dessen Person 
darstellt. Zudem erläutert er hier die Säkularfeiern, die alle elf Jahrzehnte 
stattfinden sollen.
Der  
zweite Abschnitt 
erstreckt sich über die 
Strophen 7 bis 9. Hier bittet er einzelne Götter um eine glückliche Zukunft, 
gute Ernte und Segen für die Kinder.
Die Strophen 10 bis 15 bilden den  
dritten Abschnitt, 
in dem Horaz auf die römische Geschichte um die Gründung Roms durch 
Aeneas 
und 
Romulus 
und die Gründung des imperium Romanum eingeht. Dabei sind einige Parallelen zu 
Vergils 
Aeneis zu finden, zudem spielt Horaz in Strophe 15 auf die 
pax Augusta 
an.
Im  
vierten Abschnitt, 
der die Strophen 16 bis 19 umfasst, wird Apoll beschrieben und als Beschützer 
Roms gelobt. Auch Diana wird gepriesen. Außerdem lobpreist er am Ende noch 
einmal alle Götter, was den Kreis wiederum schließt; die zeigt sich darin, dass 
hier erneut 
Jupiter, 
Apoll 
und 
Diana 
namentlich erwähnt werden.
Nun stellt sich also 
die Frage: Was will Horaz damit ausdrücken? Ist dieser Text nur ein 
Propagandainstrument 
für den Princeps Augustus?  
Dies wird 
beispielsweise durch die zahlreichen Erwähnungen des Gottes  
Apoll / Phoebus, 
beginnend mit dem ersten Wort (V. 1; V. 34; V. 62; V. 75), deutlich, da 
Augustus 
diesen zu seinem persönlichen Schutzgott erklärt hatte.  
Auch die Ehegesetze des Augustus finden hier Erwähnung und werden als 
Kindersegen bringend gelobt (V. 19-20:  
prolisque novae feraci lege marita). In diesem Zusammenhang werden die 
Götter gebeten, den Römern eine gesegnete Nachkommenschaft zu schenken (V. 17: 
Diva, producas subolem). Speziell ruft 
Horaz hier die Göttin 
Illithyia / Lucina / Genitalis 
an, die in verschiedenen Kulten das Pendant zu Diana bildete und sogar teilweise 
mit ihr gleichgesetzt wurde (Strophe 4 passim).
Die  
Ehegesetze 
und der damit verbundene Bezug auf 
Augustus werden durch ihre hervorgehobene Position 
als Halbvers der fünften Strophe besonders betont (V. 20: 
Lege marita).
Auch der Bezug zum 
 
Trojanischen Sagenkreis 
um die Irrfahrten des 
Aeneas zeigen eine latente 
propagandistische Absicht. 
Horaz gibt hier quasi in den Strophen 10-15 einen 
kompletten Abriss über das bereits von 
Vergil in seinem Epos 
Aeneis verarbeitete 
Thema und den weiteren Verlauf der römischen Geschichte. Auch hier wird wieder 
indirekt Bezug auf 
Augustus genommen, der seine Abstammung bis auf 
Ascanius / 
Iulus und damit bis zu 
Aeneas und 
Venus zurückführte, deren Nachkommen 
es durch das 
fatum 
bestimmt war, die ganze Welt zu beherrschen (V. 54: 
Medus 
Albanasque timet securis).
In den Strophen 14 und 
15 verweist der Autor auf die  
pax Augusta und die römischen Tugenden, was durch 
eine Aufzählung (V. 57: 
Fides et Pax et Honos Pudorque) 
sowie eine Anapher unterstützt wird (V. 53-60: 
iam ...). 
Dadurch wird auch hier der Princeps 
Augustus 
glorifiziert.  
In den Strophen 16–19 
ruft  Horaz die römischen Götter, speziell 
Apoll und 
Diana 
(16–18) und in der letzten Strophe Jupiter, an, die übrigen Götter werden nur am 
Rande erwähnt (V. 73: 
deosque cunctos). 
Diese Verbundenheit  von den göttlichen Geschwistern 
Diana 
und 
Apoll zu 
Rom wird durch die Benennung des Hügels Palatin im Zusammenhang mit 
Apoll (V. 65: 
Si Palatinas videt ...) 
und des Aventin im Zusammenhang mit 
Diana 
(V. 69: 
Quaeque Aventinem tenet 
...) 
verdeutlicht, da hier 
Romulus 
und 
Remus 
ihre mythische Vogelschau durchgeführt haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das carmen saeculare des Horaz unter den folgenden Aspekten verfasst wurde: Zu vorderst ist dieser Text als sakrales Element der oben angesprochenen Säkularfeiern zu verstehen, d. h. er umfasste sozusagen eine priesterliche Legitimation sowie eine Fürbitte an die Götter. Doch dies war nicht der einzige Aspekt, um den es Horaz bei der Verfassung des vorliegenden Textes ging. Des weiteren ist hier zu erkennen, dass die Herrscherfigur des Augustus, der zehn Jahre zuvor den Prinzipat an sich gerissen hatte, hier hochstilisiert werden soll. Dies zeigt sich dadurch, dass die Gesetzgebung und der Mythos seiner Familie in dieses Lied Eingang gefunden haben. Er verbindet beide Aspekte dadurch, dass er das legislative Handeln des Augustus als gottgefällig darstellt, was wiederum den Grad der Glorifizierung erhöht. Er erhebt Augustus zum Zenit der großartigen Geschichte des Römischen Imperiums und leitet mit seinem carmen saeculare gleichsam das goldene Zeitalter ein.
Verfasser: Lk Latein 12 (2006/07)