Titus Livius

Verfasst von: Cindy Hoffmann, Kevin Linken und Stephan Peus (Grundkurs Latein 11 (2004/05))

 

Leben Werk Nachwirken Literatur

 


Leben

Titus Livius wurde 59 v. Chr. geboren und starb ca. 17 n. Chr. in Patavium, dem heutigen Padua. Er war römischer Geschichtsschreiber zur Zeit des Augustus. Im Gegensatz zu den meisten römischen Geschichtsschreibern ist über sein Leben eher wenig bekannt, da er selbst nicht politisch aktiv war. Nach dem Bürgerkrieg ging er mit 28 Jahren nach Rom, um die Wissenschaften zu studieren. In Rom war er später zudem Lehrer des kommenden Kaisers Claudius. Neben seiner Lehrtätigkeit begann er in Rom auch mit der Geschichtsschreibung. Gegen Lebensende kehrte er in seine Heimatstadt Padua zurück und lebte dort bis zu seinem Tod.

Werk

Sein größtes Werk ist das historische Werk „ab urbe condita“, welches 142 Bücher umfasst. Von diesen Büchern sind nur noch die Bücher 1-10 (753-293 v. Chr.) und 21-45 (218-167 v. Chr.) erhalten. Insgesamt handelte das Werk von der ganzen römischen Geschichte, also von der Gründung Roms (der Sage nach 753 v. Chr.) bis zum Tod des Drusus im Jahr 9 v. Chr. Die restlichen Bücher sind lediglich in Form von Inhaltsangaben, auch „periochae“ oder „Epitome“ genannt, Auszügen oder Bruchstücken uns erhalten geblieben. Wenn man sich überlegt, dass Livius 48 Jahre seines Lebens Geschichtsbücher schrieb und in diese Zeit alleine 142 Bücher von „Ab urbe condita“ fallen, so sieht man, dass er ca. 3-4 Bücher pro Jahr verfasste.

Wie lassen sich 3-4 Bücher pro Jahr erklären?

Nun, diese Frage stellt sich wohl jedem Leser. Livius vertraute den alten Quellen, er forschte nicht selbst, wie die Geschichte abgelaufen ist, sondern übernahm die Überlieferungen früherer Geschichtsschreiber und verglich sie miteinander, ohne diese jedoch auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wenn man dies bedenkt, erkennt man, dass Livius kein Historiker im modernen Sinn war. Sein Werk ist also im Grunde nur ein Sammelwerk der römischen Geschichte, in dem er offene Fragen und Widersprüche zu glätten versuchte. So kann man auch in seinen ganzen Büchern keine persönliche Meinung finden, mit Ausnahme der römischen Religion. Diesem Thema fügt er an einigen Stellen einen persönlichen Akzent hinzu.

142 Bücher, der Aufbau

An den Überlieferungen lässt sich zeigen, dass Livius seine Bücher zu je fünf zusammenfasste.

Buch

Inhalt

1-15 Römische Geschichte bis zum Beginn des 1. Punischen Krieg (264 v. Chr.), davon 1-5 bis zum Ende des Galliersturms
16-30 Erster (Bücher 16-20) und zweiter Punischer Krieg (Bücher 21-30) (264-202 v. Chr.)
31-45 die Kriege im Osten (201-167 v. Chr.), aufgeteilt in drei mal fünf Büchern

Da Livius mit Buch 142 endet, ist man sich unsicher, ob er ursprünglich vorhatte, sein Werk auf 150 Bücher abzurunden und mit dem Tod des Augustus zu enden und lediglich der Tod ihn daran hinderte, oder ob er bewusst mit dem Tod des Drusus endete.

Quellen

Wie schon erwähnt, beruft sich Livius auf Texte früherer Schreiber. Bei diesen Texten handelt es sich um Sekundärquellen und nicht um Dokumente. In seinem Werk weist er an manchen Stellen auf unterschiedliche Überlieferungen hin, lässt aber offen, welcher Sachverhalt nun stimmt. Er sah sich, wie nahezu alle antiken Geschichtsschreiber, als Schriftsteller und nicht als Wissenschaftler, das heißt, er prüfte nicht nach, ob der ihm vorliegende Text wahr ist oder nicht. Zudem erwähnt er nur selten, besser gesagt nur an umstrittenen Stellen, auf welchen Geschichtsschreiber er sich bezieht.

 

Stil

Livius verwendet in seinem Werk das Prinzip der Annalistik, um dem Ablauf der Geschehnisse zu schildern. Leicht zu erkennen ist dies daran, dass seine Texte mit den Namen der Konsuln und den besonderen mystischen Vorzeichen des entsprechenden Jahres beginnen. Weiter strebte er danach, sein Werk dramatisch zu schreiben, es sollte den Leser erschüttern und sein Mitgefühl erwecken. Er übertreibt aber nicht den Umgang mit dieser Technik. So erfindet er keine neuen Situationen, durch den Wechsel von Kürze und Ausführlichkeit bemüht er sich zudem, wichtige Augenblicke erneut hervorzuheben. Da Livius der Meinung war, Geschichtsschreibung sei die Aufgabe für Redner, fällt der direkten Rede, wie auch generell in der antiken Historiographie, eine große Bedeutung zu. Sein größtes Vorbild sieht Livius folglich auch in dem begnadeten Redner Cicero.

 

Nachwirkung seines Werkes

Da er ein so umfassendes Geschichtswerk geschrieben hat, wurden die anderen Geschichtsschreiber, auf die er sich berufen hat, unbedeutend. Und zu seiner Zeit war auch kein weiteres Werk über die Geschichte notwendig, da Livius als Standardwerk der römischen Geschichte angesehen wurde. Man kann spekulieren, ob andere Geschichtsschreiber vom Erfolg des Livius so sehr beeindruckt waren, dass sie es nicht wagen wollten, ein anderes Werk zu schreiben. Man muss aber auch sagen, dass sein ganzes Werk nicht die Beachtung fand, wie die sehr stark gekürzten Zusammenfassungen (Epitome). Diese Epitome wurden schon sehr früh angefertigt und überdauerten die Jahre, was man von dem Gesamtwerk nicht sagen kann. Schon im Mittelalter wurden nicht einmal mehr die Epitome wirklich gelesen. Als Persönlichkeit und Autorität wurde Livius aber jedoch hoch gepriesen.

 

Literatur

Schütze, Oliver: Lexikon antiker Autoren, Darmstadt 1997, 408-411.