Leben und Werk
Verfasst von Julius Fischer, Damona Hinzmann und Andrea Koiky (10 a; 2004/05)
Ovids voller Name war
Publius Ovidius Naso. In Sulmo, östlich von
Rom, wurde er am 20.03.43 v. Chr. geboren. Er wuchs in einer Familie auf, die
zum Landadel und in Rom zum Ritterstand gehörte. Von allen Krisen dieser Zeit,
wie Bürgerkriegen und Landenteignungen war sie größtenteils verschont geblieben.
Aus diesem Grund kann man annehmen, dass sie sehr vermögend war.
Nachdem er eine militärische Laufbahn abgelehnt hatte, wählte er den Weg der
Politik und Redekunst. Sein Vater legte großen Wert auf die Ausbildung seines
Sohnes. Er wurde von Seneca, dem besten Lehrer Roms, in Rhetorik unterrichtet.
Seinen ersten Vortrag hielt Ovid mit 18 Jahren (26 v. Chr.). Ovids Vater lehnte
die Liebe seines Sohnes zur Dichterei eher ab, da er dies wohl in gewisser Weise
für Zeitvergeudung hielt.
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung seiner Jugendgedichte starb Ovids Bruder.
Im gleichen Jahr trat er das Amt eines „tres viri“ an. Ob er einer der tres viri
capitales, die für die Überwachung des Strafvollzugs verantwortlich waren, oder
einer der tres viri monetalis war, die Finanzahngelegenheiten regelten, ist
unbekannt. Ovid lebte in der Zeit der Pax Augusti, das heißt nach der
Beendigung der Bürgerkriege (Schlacht bei Actium; 31 v. Chr.).
Nachdem Ovid sich gegen eine militärische Karriere entschlossen hatte, entschied
er auch, sich nicht für die Quästur zu bewerben. Dies leitete sein Rückzug aus
dem öffentlich-politischen Leben ein. Von nun an verschrieb er sich ganz der
Dichtung. Diese Möglichkeit stand Ovid dank des großen Reichtums seiner Familie
offen. Warum er zwei Möglichkeiten, Ruhm zu erlangen, ausgeschlagen hatte, kann
man anhand eines Gedichtes, das er über sich verfasst hat, entnehmen.
At
mihi iam puero caelestia sacra placebant,
Inque
suum furtim Musa trahebat opus.
Nec
patiens corpus, nec mens fuit apta labori,
sollicitaeque fugax ambitionis eram.
Ovid, Tristia 19-20; 37-38
Aber
mir gefielen schon als Knabe die himmlischen Tempel,
und die Muse zog mich
verstohlen in ihren Dienst.
Mein Körper hielt
nicht viel aus, mein Geist war für Mühe nicht geschaffen,
Aufregenden Ehrgeiz
suchte ich zu vermeiden.
Für Ovid war die Muße freilich nichts anderes als das Dichten selbst. Nur so kann man auch verstehen, wie er es schaffte, so viele Verse zu verfassen! In dieser Zeit (von 18 v. Chr. bis 8 n. Chr.) entstanden unter anderem folgende Werke:
Amores, die er seiner Geliebten Corinna widmete. Dieses erst fünfteilige Werk kürzte er später auf drei Bücher. Er beschreibt darin die Liebe zu Corinna und ihr Reize. Folgende Erzählung ist darin enthalten:
Quos
umeros, quales vidi tetigique lacertos!
Forma papillarum quam fuit apta premi!
Quam
castigato planus sub pectore venter!
Quantum et quale latus! quam iuvenale femur!
Ovid, Amores 1,5,19-22
Was für Schultern, wie
schön zu schauen und zu fassen die Arme!
Brüste, wie fest!
Ihre Form fordert die pressende Hand!
Nach der gemeißelten
Brust wie blank dann der Leib und wie eben!
Edel die Hüfte und
voll! Schenkel von Jugend gestrafft!
Hieran ist zu erkennen, dass Ovid vieles “beim Namen nannte“, er machte sich meist keine Mühe, das, was er ausdrücken wollte, zu verschlüsseln. Die Liebe machte Ovid zu seinem Hauptthema in vielen seiner Werke:
Remedia amoris ist ein anderer Stil, in diesem beschreibt er die Liebe als Heilmittel. Dazu bemerkte Ovid, dass Liebe ein Spiel sei, dem man sich hingeben könne oder auch nicht.
Ars amatoria wurde 0-4 n. Chr. (genauer Zeitpunkt unklar) geschrieben. Diesem Werk sagt man nach, es sei ein Lehrplan für die Liebeskunst. Ovid schildert darin, wie man sich einem Mädchen nähert oder wie man das Herz eines Partners erobern kann.
Epistulae Herodium sind Liebesbriefe von Frauen an ihre Gatten und Geliebten. Alle vier Bände sind recht scherzhaft geschrieben und stießen gelegentlich auf harte Kritik.
Die Metamorphosen (gr. Verwandlung), sein berühmtestes Werk, sind zum Teil ernsthafter. Sie beinhalten 250 Verwandlungsgeschichten. Er schrieb über die Veränderung der Welt, von der Entstehung bis zur Amtszeit des Augustus. Jedoch konnte er auch bei diesem Stück den Witz über die Liebe nicht herauslassen, wie man es zum Beispiel an dem Gedicht Apollo und Daphne bemerkt (Ovid met. I 452-567). Diese Art zu schreiben wird auch der Grund sein, warum seine Werke niemals veralteten und immer noch gelesen werden. Die Liebe ist literarisch gesehen ein zeitunabhängiges Thema.
Im Jahr 8 n. Chr. wurde Ovid mit der Begründung, er hätte mit seinem Werk Ars Amatoria gegen das von Augustus 18 v. Chr. erlassene Ehebruchgesetzt verstoßen, nach Tomis am schwarzen Meer verbannt. Da im gleichen Jahr auch Augustus’ Enkelin Julia wegen ihres zügellosen Lebens verbannt wurde, vermutete man, dass Ovid eine Affäre mit Julia gehabt hat. So ist vermutlich der wahre Grund für seine Verbannung die Vertuschung eines Skandals.
Tristia schrieb Ovid in seiner Verbannung. In diesem Werk äußerte er noch die Hoffnung, einmal nach Rom zurückkehren zu dürfen. Hier schrieb er auch über die Trauer und die Einsamkeit seines neuen Lebens.
In den Epistulae ex ponto teilte er mit, dass er keine Hoffnung mehr hat, noch einmal die Stadtmauern Roms zu sehen. Ovid starb zwischen 17 und 18 n. Chr. in Tomis.
Zu
Beginn seiner dichterischen Tätigkeit hat sich Ovid an Vorbilder wie
Tibull und Properz gehalten. Später wurden viele Schriftsteller bis hin
zu J. W. v. Goethe durch ihn inspiriert.
Die Themen Ovids haben nie ihren Bezug zur Aktualität verloren und jeder kann
sich mit seinen Werken identifizieren. Wer war noch nie einmal unglücklich
verliebt wie Apollo in die Daphne? Auch sind seine Gedanken über die Natur noch
2000 Jahre später aktuell.