Die Philosophie

 

Das Wort Philosophie ist griechischen Ursprungs und bedeutet "die Liebe zur Weisheit". Der Fremdwörter-Duden definiert Philosophie als "forschendes Fragen und Streben nach Erkenntnis des letzten Sinnes, der Ursprünge des Denkens und Seins, der Stellung des Menschen im Universum, des Zusammenhanges der Dinge in der Welt."

Wie Cicero die Philosophie definierte, wird durch folgende Textpassage deutlich,
in der er die Philosophia anspricht und huldigt.

Cicero, Tusc. V 5

auxilia

O vitae philosophia dux, o virtutis indagatrix expultrixque vitiorum! quid non modo nos, sed omnino vita hominum sine te esse potuisset?

indagatrix - Entdeckerin; epultrix - Vertreiberin

tu urbis peperisti, tu dissipatos homines in societatem vitae convocasti, tu eos inter se primo domiciliis, deinde coniugiis, tum litterarum et vocum communione iunxisti, tu inventrix legum, tu magistra morum et disciplinae fuisti;

parere, peperi, partum - hervorbringen, erfinden, schaffen; dissipare - zerstreuen; convocasti = convocavisti; domicilium - Wohnung, Wohnsitz; coniugium - Ehe, eheliche Verbindung; inventrix - Erfinderin

ad te confugimus, a te opem petimus, tibi nos, ut antea magna ex parte, sic nunc penitus totosque tradimus.

penitus - adv. bis ins Innerste, tief nach innen hinein

est autem unus dies bene et ex praeceptis tuis actus peccanti inmortalitati anteponendus.

praeceptum - Lehre; Vorschrift; peccans - „sündig“; verfehlt

cuius igitur potius opibus utamur quam tuis, quae et vitae tranquillitatem largita nobis es et terrorem mortis sustulisti?

tranquillitas - Ruhe; largiri, largitus - schenken; sustulisti - Perfekt von tollere: beseitigen

zurück zur Übersicht

 


Die Stoa

 

Stoa bezeichnet eigentlich eine Säulenhalle. In einer solchen, der Stoa poikile, begründete Zenon von Kition (333-262 v. Chr.) in Athen um 300 v. Chr. eine Philosophenschule, die als Stoa bezeichnet wird. Man unterscheidet die ältere Stoa (3. Jahrhundert v. Chr.: Zenon, Chrysipp, Kleanthes), die mittlere Stoa (2. und 1. Jahrhundert v. Chr.: Panaitios, Poseidonios) und die Stoa der Kaiserzeit.

Um 150 v. Chr. gelangte das Gedankengut der stoischen Lehre nach Rom. Die berühmtesten Vertreter der Stoa der Kaiserzeit waren dort Seneca, der Philosoph und Erzieher Neros (um 4 v. Chr. - 65 n. Chr.), Epiktet, ein Freigelassener (50 - etwa 130 n. Chr.), und der Kaiser Marc Aurel (121-180 n. Chr.).

Entsprechend der stoischen Ethik besteht das menschliche Glück darin, Tugend anzustreben, die allein vom einzelnen Menschen abhängt. Erstrebenswert ist ein Leben im Einklang mit der Natur (secundum naturam vivere). Nur Ziele die erreichbar sind, sollen von den Menschen erstrebt werden. Affekte, Leidenschaften wie Lust, Begierde, Furcht, Schmerz, Trauer sind Krankheiten der Seele und sollen vermieden werden. Derjenige, der nach der Tugend strebt, sucht den affektlosen Zustand, die Apathie. Mit der Vernunft kann erreicht werden, dass die Affekte nicht die Herrschaft über das Denken und Handeln des Einzelnen erlangen. Die Herrschaft der Vernunft aber über die Affekte ist die Tugend und bedeutet Glück.


 

Allgemeines

 

Die Stoa ist eine antike Schule der Philosophie. Sie ist etwa um 300 v. Chr. in Athen entstanden und der Lehre der Kyniker entlehnt. Der Name leitet sich vom Treffpunkt der Stoiker ab, der stoa poikile, was sich mit „bemalte Säulenhalle" übersetzen lässt. Im Folgenden werden die Geschichte der Stoa, ihre Inhalte, sowie ihre wichtigsten Vertreter kurz erläutert.

 

Geschichte

 

Historisch wird die Lehre in ältere, mittlere und jüngere Stoa unterteilt. Die ältere Stoa wurde um 300 v. Chr. durch Zenon von Kition in Athen begründet, der erst Kyniker war und später selbst begann zu lehren. In den folgenden Jahren strebte die Schule jedoch auseinander und es fehlte ihr an einer einheitlichen Zusammenstellung der Lehren. Dieses Problem löste im 3. Jh. v. Chr. Chrysippos aus Soloi in Kilikien, indem er die Lehren neu ordnete und die Schule wieder vereinigte.
Nach diversen Wechseln in der Leitung der Schule wurde die mittlere Stoa mit der Übernahme des Amtes durch Panaitios von Rhodos eingeleitet. Unter seiner Leitung verbreitete sich die Lehre bis nach Babylon, Alexandria und Rom. Da Panaitios freundschaftliche Verbindungen nach Rom hatte, entstand unter römischem Einfluss eine neue Form des Stoizismus, der so genannte Vernunfthumanismus. Für viele Römer galt dieser als ideale Philosophie.
Nach Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) setzte in der Kaiserzeit die jüngere Stoa ein. Diese Zeit war von Mord und Verschwörung gekennzeichnet, z. B. wurde Claudius (10 v. Chr. bis 54 v. Chr.) vermutlich von seiner eigenen Frau ermordet, die ihren Sohn Nero (37 bis 68 n. Chr.) schneller an die Macht bringen wollte. Auch war es üblich, politische Gegner durch Proskriptionen vogelfrei zu erklären und damit aus dem Weg zu räumen. Infolge dessen bestand kein Wille, sich mit Natur und Umwelt und damit dem Stoizismus zu beschäftigen. Bald wurden die Stoiker verfolgt und erst mit Trajan (53 bis 117 n. Chr.), Hadrian (76 bis 138 n. Chr.) und Antoninus Pius (86 bis 161 n. Chr.) kamen bessere Zeiten. Der größte Erfolg für die Stoa war, dass mit Marcus Aurelius sogar ein Stoiker Kaiser wurde.

 

Lehre

 

Die stoische Philosophie beschäftigt sich mit drei Bereichen: mit der Physik und Kosmologie, die alles Materielle umfasst, mit der Logik, in der es um Erkenntnis und Erklärung geht, und mit der Ethik, die das Zentrum dieser Philosophie darstellt. Im Folgenden werden diese einzelnen Bereiche der Stoa erläutert.

 

Physik und Kosmologie

 

„Alles ist wie durch ein heiliges Band miteinander verflochten. Nahezu nichts ist sich fremd. Alles Geschaffene ist einander beigeordnet und zielt auf die Harmonie derselben Welt. Aus allem zusammengesetzt ist eine Welt vorhanden, ein Gott, alles durchdringend, ein Körperstoff, ein Gesetz, eine Vernunft, allen vernünftigen Wesen gemein, und eine Wahrheit, so wie es auch eine Vollkommenheit für all diese verwandten, derselben Vernunft teilhaftigen Wesen gibt.“ Der stoische Kaiser Marcus Aurelius gibt mit diesem Zitat in seinen „Selbstbetrachtungen“ (VII, 9) selbst eine Art Definition für das Weltbild des Stoizismus. Mit dieser Aussage kommt die „universelle Sympathie“ zum Ausdruck, die die Harmonie zwischen Gott (Obwohl „Gott“ in der stoischen Philosophie häufig in der Einzahl genannt wird, ist damit weiterhin die polytheistische Vorstellung der antiken Griechen gemeint.) und der Welt bezeichnet. Außerdem gibt es noch weitere Grundsätze:

 Logik

 

Es kann nur das als wahr erkannt werden, was durch den Einsatz des so genannten „Kriteriums“ direkt verstanden wird. Das bedeutet, dass aus stoischer Sicht alles eine logische Ursache haben muss, um akzeptiert zu werden. Nur ein Mensch, der selbstbeherrscht ist, das heißt die Kontrolle über seine Triebregungen besitzt, kommt zu richtigen Beobachtungen, während ein emotionsgeleiteter Mensch dies nicht kann.

 

Ethik

 

Die Leidenschaft (Pathos) ist laut Zenon „eine Erschütterung der Seele, die der rechten Vernunft und der Natur widerspricht“ (Stobaios, Eklog, II 65, 1), sie wird als Krankheit der Seele bezeichnet. Zur Erkennung dieser Leidenschaften haben die Stoiker Listen aufgestellt. In der Liste des Hekaton, die durch Diogenes Laertios überliefert wurde, ist von Hauptleidenschaften die Rede:

Die Selbsterkenntnis soll zu einer lebenslangen Selbstformung führen, die aus einer ausgeprägten Affektkontrolle, die zur Leidenschaftslosigkeit (Apathie) führen soll, Selbstgenügsamkeit oder auch Unabhängigkeit (Autarkie) und Unerschütterlichkeit (Ataraxie) besteht. Damit soll der Mensch von seinen Affekten geheilt werden, um zur Seelenruhe zu gelangen.

Der Selbsterhaltungstrieb (Oikeiosis): Lebewesen müssen lernen, was ihrer Natur entspricht und was ihnen schädlich ist. Der Mensch kann selbst am göttlichen Logos teilhaben, wenn er ein von Vernunft geleitetes Leben führt. Vorraussetzung dafür ist die Selbsterkenntnis, um die Kontrolle über seine Affekte zu erhalten. Zum Idealverhalten (Katorthoma) ist nur der Weise selbst fähig, jedoch können die Menschen die vollkommene Weisheit nicht erreichen, sie können nur versuchen, sich ihr anzunähern. Da es also nicht möglich ist, nach dieser theoretischen Moral zu leben, benennen die Stoiker außerdem eine praktische, tatsächlich umsetzbare Moral, sich so nah wie möglich an das Idealverhalten anzunähern.

 

Die wichtigsten Vertreter der Stoa

 

Zenon von Kition lebte etwa von 334 bis 263 v. Chr. und war von phönikischer Herkunft. Er war zunächst Schüler eines Kynikers, aber auch stark von anderen Philosophenschulen beeinflusst. Später wurde er Lehrer und Oberhaupt der Stoa in Athen. In seinen Werken, die jedoch verloren sind, behandelte er Themen wie Natur- und Moralphilosophie.

 

Chrysippos aus Soloi in Kilikien, der von 280 bis 210 v. Chr. lebte, zeichnete sich durch hohe dialektische Begabung aus. Außerdem sagt man, dass es „ohne Chrysippos keine Stoa" gäbe, da er ihre Lehren im 3. Jh. v. Chr. neu ordnete und zusammenstellte.

 

Panaitios, der von 185 bis 112 v. Chr. lebte, stammte von der Insel Rhodos. Er hatte gute Kontakte nach Rom, wo er so beeinflusst wurde, dass aus diesem Einfluss eine neue Form des Stoizismus entstand, der Vernunfthumanismus.

 

Poseidonios aus Apameia in Syrien lebte von 135 bis 51 v. Chr. und war ein Schüler des Panaitios. Seine Werke beschäftigten sich mit den unterschiedlichsten Themen, wie z. B. Geschichte, Psychologie, Theologie oder Geologie. Diese hatten einen enormen Einfluss selbst auf wichtige Persönlichkeiten wie Cicero (106 bis 43 v. Chr.), Plutarch (ca. 45 bis 125 n. Chr.), Seneca (4 v. Chr. bis 65 n. Chr.) und Marcus Aurelius. Mit seiner Lehre vom Kosmos als Organismus richtete er sich polemisch gegen den Atheismus.

 

Marcus Aurelius lebte von 121 bis 180 n. Chr., ab 161 war er römischer Kaiser. Seinen Vater Annius Verus verlor er früh und wurde auf Wunsch Hadrians von Antoninus Pius adoptiert. Den Stoikern schloss er sich bereits im Alter von zwölf Jahren an. Während seiner Regierung musste er schwere Zeiten durchmachen, u. a. Pest, Seuchen und Germanenkriege. Im Jahre 180 starb er an der Donau, vermutlich an der Pest. Seine Gedanken schrieb er in seiner „Freizeit" nieder. Hierbei stellen seine „Selbstbetrachtungen“ sein Hauptwerk dar.


 

Kyniker

 

Die Vertreter dieser antiken Philosophie werden auch „Hundsphilosophen" genannt, da sich der Name von gr. kuon=Hund ableitet. Die Lehre wurde im 5. Jh. v. Chr. von Antisthenes aus Athen begründet. Nach dieser Lehre war jegliche Form von Gütern wie Geld, Kleidung oder auch nur eine Wohnung unnötig. Auch für Gefühle wie Scham galt das. Überhaupt sahen die Kyniker die ganze Welt als eher unbedeutend an.

 

Literatur

 

Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2005.

philosophandum est. Seneca ad Lucilium - Selbstzeugnisse eines philosophischen Lebens: für den Unterricht bearbeitet von Karl Heinz Eller, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main 1978, S. 8-12.

 

 Verfasserin: Miriam Schlick, Franziska Wenzel
Leistungskurs Latein 12 (2006/07)

 

zurück zur Übersicht


Die Epikureer

(zur vita Epicuri)

 

Die Lehre der epikureischen Schule, die auf Epikur von Samos (341-270 v. Chr.) zurückgeht, strebt wie die Lehren anderer berühmter Schulen (Stoa, Skeptizismus) nach der Glückseligkeit des Menschen (Eudaimonie). Sie teilt sich in drei Teilbereiche auf:

Zum einen die Physik (Naturlehre), die Ethik (Verhaltenslehre) und zu guter Letzt die Kanonik oder Logik (Erkenntnislehre).
Da von Epikur selbst praktisch gar keine Werke überliefert sind, gestaltet sich die Rekonstruktion seiner Philosophie dahingehend als schwierig, als dass die einzelnen Aspekte seiner Lehre aus Werken anderer Autoren, die sich mit ihm befassen oder seine Lehre weiterentwickeln (z. B. Cicero, Lukrez oder Plutarch), herausfiltriert werden müssen. Durch diese Arbeit gelang es sich ein halbwegs genaues Bild seiner Lehre zu bilden, die die oben genannten drei Teilbereiche umfasst und auf die in den folgenden Abschnitten eingegangen wird.

 

1.) Physik (Naturlehre)

Die Naturlehre des Epikur baut auf der materialistischen Atomtheorie des Demokrit auf, die besagt, dass das gesamte Universum aus unzerstörbaren Kleinstteilchen aufgebaut ist, die sich im Freien Fall durch den Raum bewegen. Laut dieser Theorie haben die Abweichung eines Atoms von seiner Bahn und der daraus resultierende Zusammenstoß zweier Atome eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die schließlich zur Weltenbildung geführt habe und die Willensfreiheit des Menschen ermögliche. Dieser materialistische Ansatz Epikurs ist vollkommen gegensätzlich zur Ganzheitstheorie der Stoiker und schuf die Grundlage für unsere moderne Physik.

 

2.) Ethik (Verhaltenslehre)

Das oberste Prinzip der epikureischen Schule ist die Lustmaximierung. Das bedeutet, dass das Individuum dadurch Glückseligkeit suchen soll, dass es seine Grundbedürfnisse (Schlaf, Essen und Wärme) erfüllt und Unlust (Furcht, Schmerz und Begierde) durch eigene Einsicht (Phronesis) vermeidet. Luxus ist laut Epikur auch eine Unlust, da nur die Begierde befriedigt wird, die Angst vor Verlust jedoch zunimmt; Götter spielen in Epikurs Weltbild eine kleine Rolle, da er ihnen keinen Einfluss auf die Geschicke auf Erden zuspricht.

 

3.) Kanonik (Erkenntnistheorie)

Für Epikur ist die sinnliche Wahrnehmung das einzige Wahrheitskriterium. Solange Schlussfolgerungen, die aus dieser entstehen, einer logischen Folgerichtigkeit unterliegen, sind diese als korrekt anzusehen. Er vertrat den Lehrsatz, lieber durch eine logische Entscheidung zu scheitern als durch Zufall zum Erfolg zu kommen.

 

Diese Philosophie hatte in römischer Zeit einen großen Einfluss auf die Gesellschaft, der erst im 2. Jahrhundert nach Christus langsam verebbte. Autoren wie Lukrez und Horaz waren Anhänger dieser Schule und entwickelten die Theorien Epikurs weiter. Durch den stark materialistischen Ansatz bezogen sich selbst atheistische Sekten in Rom auf Epikur. Somit lässt sich zum Abschluss sagen, dass Epikur zwar eine sehr auf Lust gerichtete Philosophie vertrat, die auf einem materialistischen Weltbild beruhte, aber keineswegs den Hedonismus propagierte, wie es einige Gelehrte in der Antike behaupteten.

 

Literatur:
Marcus Tullius Cicero: De finibus bonorum et malorum, übersetzt und herausgegeben von Harald Merklin, Stuttgart 1989, 3ff.

Verfasst von Pascal Bredenbröker

Leistungskurs Latein 12 (2006/07)


 

vita Epicuri

 

 Historisches

 Jahr
(v. Chr.)

 Epikurs Leben

Tod des Sokrates

399

 

Geburt des Aristoteles

384

 

Tod Platons

347

 

 

341

Geburt auf Samos

 

327

Mit 14 beginnt Epikur zu philosophieren.

Tod Alexander des Großen; Athener erheben sich gegen die makedonische Vorherrschaft

323

Epikur geht nach Athen.

Tod des Aristoteles; Samos geht an Makedonien

322

Epikurs Vater verliert all seinen Besitz und muss ins Exil nach Ephesos.

Athen erhält Samos zurück

319

Finanzielle Entschädigung des Vaters

Demetrios von Phaleron wird Herrscher in Athen

318

 

Rom: Bau des ersten Aquädukts sowie der via Appia

312

 

 

310

Gründung einer Philosophenschule auf Lesbos; Beginn der Karriere als Lehrer

Demetrios von Phaleron wird gestürzt

306

Verlegung der Schule nach Athen

 

270

Tod des Epikur

Erster Punischer Krieg

264-241

 

Geburt Ciceros

106

 

Geburt des Lukrez

98

 

Geburt des Horaz

65

 

 

Erstellt von Daniel Leicht
Leistungskurs Latein 12 (2006/07)

zurück zur Übersicht