Rezensionen

Die neue Konkurrenz oder Womit Caesar nie gerechnet hat

Das würde den Feldherren und Literaten sicherlich nicht erfreuen. Aber nicht nur ihn, nein, alle antiken Schriftsteller würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, würden sie wissen, dass man ihre schwer erdachten Schriften beiseite legt und einen ganz anderen „Helden“ der Literatur ihnen vorzieht. Bei dem so genannten „Helden“ handelt es sich allerdings um keinen neuzeitlichen Philosoph, der sich entschied, seine Werke ins Lateinische zu bringen, nein unser Held kommt aus England und verbringt die meiste Zeit des Jahres in einem merkwürdigen Internat in Schottland. Ja richtig, die Rede ist von Harry Potter. J. K. Rowlings Zauberer hatte sich an Plinius Caesar und Ovid vorbeigedrängelt. Wie kam es dazu? Vielleicht war es Sehnsucht nach etwas Modernem, vielleicht war es Abenteuerlust, vielleicht brauchte man aber auch einfach nur Abwechslung. Und so beschäftigten wir uns im letzten Halbjahr mit Auszügen aus Kapiteln des ersten Bandes: Harrius Potter et Philosophi Lapis (Zu Deutsch: Harry Potter und der Stein der Weisen). Aber auch wenn es nach Spaß klingt, war es doch auch Arbeit, denn schon bald sahen wir uns mit einer Menge von fremden Vokabeln und vielen Konstruktionen konfrontiert, denen wir in dieser Vielfalt und Anzahl in keinem Text zuvor begegnet waren. So schafften wir es, in etwa X Wochen, vier Seiten zu übersetzen. Natürlich konnte man sich auch einige Dinge erschließen – wenn man denn die Bücher kennt – allerdings sollte man Harrius Potter sicherlich nicht unterschätzen. Als Wiederholung sämtlicher grammatikalischer Erscheinungen bot sich Harrius allerdings nur zu gut an, da Lehrer und Schüler so auf eigene Schwächen aufmerksam wurden, die man normalerweise nicht entdeckt oder versteckt ... Natürlich ist es auch eine Frage der Lehrkraft, denn nicht jeder Lehrer macht sich die Mühe, Vokabeln nachzuschlagen, Konstruktionen mehrmals zu erklären und auch nicht jeder mag so abenteuerlustig sein, sich und seinen Unterricht neuerer Literatur zu widmen. Denn mit Abenteuer hatte es schon etwas zu tun. Glück für uns war es, dass Herr Bunse sich den oben genannten Risiken gewachsen sah und sich der Herausforderung stellte. Man kann sicherlich sagen, dass es ein „Erlebnis“ der besonderen Art war, neben den gewöhnlichen, antiken Briefen, Überlieferungen und Fabeln auch mal etwas Modernes zu übersetzen. Trotzdem brauchen Caesar und seine Freunde nicht um ihr Andenken bangen. Bisher wurde schließlich nur der erste Band der Reihe in die lateinische Sprache gebracht und auch, wenn dies ausgeweitet werden würde, würde man doch auch weiterhin auf die älteren Herren zurückgreifen.

Verfasserin: Barbara Slotta (10a; 2005/06)