"Die lateinische Vokabel ist dein Freund, du musst eins werden mit der Vokabel."
Bevor man anfängt zu lernen, sollte man sich ein möglichst positives Umfeld schaffen. In einem sauberen Zimmer an einem aufgeräumten Schreibtisch lernt es sich einfach besser. Ferner sollte man alle störenden Einflüsse vermeiden und des Zimmers verweisen: Nervige Geschwister, liebe Eltern, störendes Getier, wie den treuen Hund, der immer nur spielen will, und den Fernseher.
Was wird gelernt?
Wichtig ist, dass man sich die Vokabeln richtig einprägt. Dazu muss man die Regeln zur Aussprache und zur Betonung lateinischer Wörter beachten. Beim eigentlichen Vokabellernen müssen alle Informationen, die bei den lateinischen Wörtern „mitgeliefert“ werden, d. h. die Stammformen, Genitive und Genera, Kasus, nach denen Präpositionen stehen, die Genera der Adjektive sowie alle deutschen Bedeutungen gelernt werden.
Regelmäßig ist hier das Zauberwort. Jeden Tag zehn Minuten sind viel effektiver als Gewaltakte und Lateinlernorgien bis tief in die Nacht vor Vokabeltests oder Klassenarbeiten. Ebenso wichtig wie das regelmäßige Lernen ist das regelmäßige Abfragen der Vokabeln.
Da sich jeder Mensch auf unterschiedliche Art und Weise Vokabeln gut oder weniger gut einprägen kann, kann hier keine allein selig machende Lernmethode genannt werden. Jeder muss - im Zweifelsfall durch Ausprobieren - für sich herausfinden, wie er am besten Vokabeln lernt. Hier ein paar Möglichkeiten und ihre Vor- und Nachteile:
Lernmethoden | Vorteile | Nachteile |
Lernen mit den Vokabellisten, die die Lehrbücher vorgeben. Dabei deckt man die deutschen Bedeutungen ab, nennt die Bedeutung und kennzeichnet die Vokabel als gewusst oder nicht gewusst. | wenige Vorarbeiten | Man lernt nicht nur die Vokabelbedeutung sondern auch den Ort, an dem die Vokabel steht. Letzteres hilft in einer Klassenarbeit natürlich nicht. |
Lernen mit Karteikarten, die doppelseitig beschrieben werden (Vokabel vorne, Bedeutung hinten) Die Karten können in einem Kasten mit drei Fächern (unbekannt, unsicher, hinlänglich bekannt) aufbewahrt werden. Beim Lernen "wandern" dann die Karteikarten langsam von vorne nach hinten. | Man muss die Vokabeln abschreiben und lernt sie dabei ein erstes Mal. "Schwierige Fälle" können gezielt gesammelt und intensiv wiederholt werden. Vokabeln, die man leicht verwechselt, können zu Paaren zusammengestellt werden. | Das Anlegen eines entsprechenden Karteikastens ist anfangs mit etwas Arbeit verbunden. |
Lernen mit einem Tonband / Aufzeichnungsgerät, das mit den Vokabeln besprochen wird. Zwischen einer Vokabel und ihrer Bedeutung sollte man einige Sekunden Zeit lassen. So hat man beim Abhören die Möglichkeit, sein Wissen zu kontrollieren. | Das Tonband kann jederzeit abgehört werden. Dabei kann man sich entspannt irgendwo hinsetzen oder hinlegen und sogar die Augen schließen. | Es ist eine gewisse Vorarbeit nötig. Schließlich will der Tonträger besprochen werden. Wer nur die eigene Stimme nicht hören mag, sollte sich mit einem Freund / einer Freundin zusammentun. |
Lernen mit Verknüpfungen von Vokabeln mit Eselsbrücken oder Bildern, die man sich frei ausdenken kann. Die Bilder / Eselsbrücken kann man sich z. B. auf Karteikarten neben die Vokabeln malen / schreiben. (Beispiele) | Bilder und / oder Eselsbrücken bleiben häufiger eher und länger im "Kopf hängen". Dies gilt vor allem für die "schwierigen Fälle". | Man kann nicht zu allen Vokabeln Bilder oder Eselsbrücken finden. |
Bei allen Lernmethoden sollte man beachten, dass es viele Wege gibt, auf denen die Vokabel ins menschliche Gehirn gelangen können. Menschen lernen über das Sehen, Hören und das eigene Handeln. Beim Vokabellernen sollte man möglichst viele dieser Wege beschreiten. Wer z. B. Vokabeln über Karteikarten oder Vokabellisten lernt, sollte sich die Vokabeln und deren Bedeutung laut vorlesen, um nicht nur über das Sehen sondern auch über das Hören zu lernen.
Das Franzl wünscht viel Erfolg!
"repetitio est mater studiorum"
Bevor man eine Vokabel lernt, sollte man einen Blick über den Tellerrand wagen. Vielleicht kann man sich ja die Vokabel aus einer anderen Fremdsprache oder von einem Fremdwort her ableiten. Wenn man eine entsprechende Verknüpfung erstellt hat, kann man sich das Lernen sparen. (Bsp. deponere - Deponie)
Einzelne Vokabeln bilden Wortfamilien. Als Beispiele sollen hier "laus, laudare, laudatio, laudator" und "regere, regius, rector, rex, regina, regnum, regnare" genügen. Die sich daraus ergebenen Verwandtschaftsbeziehungen erlauben vor allem dann weitere Analogieschlüsse, wenn man einige Regeln der lateinischen Wortbildung kennt. Es lohnt sich Präfixe und Suffixe einzuprägen!
Die Vokabeln der lateinischen Sprache bestehen, wie bei anderen Sprachen auch, aus einfachen und zusammengesetzten Wörtern. Die Vielzahl der Vokabeln ergibt sich aus der Variation einfacher Wörter. Bei den Verben zum Beispiel ergeben sich durch die Kombination von einfachen Verben (simplices) und Präpositionen so genannte zusammengesetzte Verben (composita). Dies sollte man nutzen. Dazu muss man sich Vorsilben (Präfixe) einprägen.
Präfix | Bedeutung | exempla | |
a-, ab- | weg, fort | abducere | wegführen |
ad- | heran, hinzu | adire | herangehen |
co-, con-, com- | mit, zusammen | convocare | zusammenrufen |
de- | von ... herab, über | descendere; describere | herabsteigen; beschreiben |
dis- | auseinander | discedere | auseinandergehen |
e-, ex- | aus, heraus | exire | herausgehen |
in- | in, hinein | inire | hineingehen |
in- (verneinend) | nicht, un- | immortalis | unsterblich |
ob- | gegen | obesse; occurrere | hinderlich sein; entgegentreten |
per- | durch (bis zum Ende) verstärkend | pervenire perturbatio | hinkommen; völlige Verwirrung |
prae- | vor, vorher | praedicere | vorhersagen |
pro- | vor, voran | procedere | vorrücken |
re- | zurück, wieder | remittere | zurückschicken |
sub- | unter, zu Hilfe | subvenire | helfen |
trans- | hinüber | transire | überschreiten |
Im Gegensatz zu den Präfixen werden Suffixe hinten an das Wort angehängt.
Suffix | Bedeutung | exempla | |
1. Substantive | |||
-ia | Sie werden Adjektiven angehängt und drücken in der Regel eine Eigenschaft aus. | suberbia (superbus) | Hochmut (hochmütig) |
-tas | celeritas (celer) | Schnelligkeit (schnell) | |
-tudo | longitudo (longus) | Länge (lang) | |
-tor | Sie werden Verben angehängt und drücken in der Regel die handelnde Person, | laudator (laudare) | Lobredner (loben) |
-ium | das Ergebnis sowie | desiderium (desiderare) | Sehnsucht (vermissen) |
-tio | die Handlung oder das Ergebnis aus. | oratio (orare) | Rede (reden) |
2. Adjektive | |||
-ilis -bilis | Sie bezeichnen eine aktive oder passive Möglichkeit. |
facilis credibilis | "machbar" (leicht) glaublich |
-osus -olentus | Sie bezeichnen die Fülle. |
perosus violentus | voll Hass; verhasst voll Gewalt, gewaltsam |
gemalt von Schülerinnen und Schülern der Klassen 6b und 6c (2007/08)
caedes, is f. - Mord, Blutbad
inopia, ae f. - Mangel, Not
maximus, -a, -um - der größte
sacer, sacra, sacrum - heilig, geweiht